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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Ramsauer, Carl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 16. Abhandlung): Über die Wirkungen sehr kurzwelligen ultravioletten Lichtes auf Gase und über eine sehr reiche Quelle dieses Lichtes, 4: Über die Nebelkernbildung durch Licht in der Erdatmosphäre und in anderen Gasen, und über Ozonbildung — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37069#0015
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Wirkungen sehr kurzwelligen ultravioletten Lichtes auf Gase. IV. 15
dazu nur Luft, ohne sie zu trocknen oder sonst irgendwie zu
reinigen, über ein Asbestfilter in die Bebchtungskugel zu leiten.
Es erfolgte starke Dampfstrahlreaktion, die also keineswegs einer
Wirkung des Lichtes auf den jetzt entfernten Staub zuzuschreiben
ist. Auch Wirkung auf etwaige Dämpfe aus dem Filter ist sie
nicht; denn dasselbe Filter ergab bei kältegereinigter und nachher
befeuchteter Luft nur die Spuren von Reaktion, welche dem
Feuchtigkeitsgehalt entsprachen, niemals mehr als halbe Reaktion
(welch letztere bei Sättigung mit Feuchtigkeit eintrat). Mit der
Luft dagegen, welche, wie erwähnt, durch Kälte oder sonstwie
nicht gereinigt war, erhielten wir stets viel stärkere Reaktion,
niemals weniger als halbe Reaktion. Dabei hatten wir auch
Luftproben benutzt, die in einer großen Flasche aus dem Freien
— aus dem Garten bzw. vom Dache des Instituts — geholt und
dann durch Wasser langsam in den Apparat gedrängt wurden.
Wir betrachten also die stete, spurenweise Gegenwart eines
nebelkernbildenden, bei —78" und an Oberflächen fester Körper
kondensierbaren Dampfes — außer Wasserdampf und Kohlen-
säure — in der atmosphärischen Luft als nachgewiesen, und
da wir Ammoniak als stark wirksam fanden und dieses leicht
kondensierbare Gas als regelmäßiger Bestandteil der Atmosphäre
bereits bekannt ist""), erscheint es kaum zweifelhaft, daß Am-
moniak hei der Nebelkernbildung durch Licht in gewöhnlicher
Luft wesentlich beteiligt sein muß."*)
Da Ammoniak, seinem Molekulargewicht nach, in Höhen von
etwa 70 km über dem Erdboden in der Lnft nicht nur ebenfalls
vorhanden sein, sondern dort sogar relativ sich häufen muß,
ist es nicht zu bezweifeln, daß das Licht der Sonne"^) die Luft
auch in solchen Höhen trüben muß, wo der vom Erdboden
kommende Staub und Rauch — von den relativ doch seltenen,
großen vulkanischen Ausbrüchen abgesehen — nicht mehr hin-
dringen kann. Es ist wahrscheinlich, daß die durch die Dämme-
rungserscheinungen als dauernd vorhanden nachgewiesene Trü-
3°) SCHÖNBEIN ; CARIUS. (Vgl. CARIUS, & CAg7?^. M. PA%7*MU, Bd. 174,
S. 31, 1874.)
3i) Wir nehmen dabei an (vgl. w. u. S. 23), das Licht wirke auf den
Sauerstoff der Luft, bilde Ozon, und das Ozon erzeuge mit dem Ammoniak der
Luft die aus Ammonnitrit und -nitrat bestehenden Nebelkerne.
33) Die nebelkernbildende Wirkung des Lichtes in gewöhnlicher Luft be-
ginnt bei A. = 190 pp (s. P. LENARD, PAyg. 7, p. 495f., 1900), also
bei Wellenlängen, die von der Luft noch nicht sehr stark absorbiert werden.
 
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