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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 5. Abhandlung): Über Lichtsummen bei Phosphoren — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37309#0012
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12 (A. 5)

P. Lenard :

Auslöschung der Phosphore durch Ultrarot ganz allgemein von
vorangehendem Aufleuchten begleitet ist, ganz ebenso wie die
Auslöschung durch Erhitzen, was zum Schlüsse führte, daß die
Wirkungen des Ultrarot in molekular-lokaler Temperaturerhöhung
der Phosphoreszenzzentren beruhe. Die hier angewandten Hilfs-
mittel werden gestatten, auch die durch Ultrarot ausgetriebenen
Lichtsummen zu messen; und — wie die qualitative Beobachtung
schon lehrt — ohne Zweifel Enden lassen, daß das Ultrarot in
vielen Fällen geringere Lichtsummen ergibt als die Erhitzung des
ganzen Phosphors. Eine mögliche Ursache des Unterschiedes ist
aber in unserer Auffassung auch von vornherein ersichtlich: heim
Erhitzen des ganzen Phosphors von außen her kann die mole-
kulare (Wärme-)Bewegung nur sehr allmählich zu den Atomen
der Zentren Vordringen (es kommt dabei wahrscheinlich be-
sonders auf das Schwefelatom aniQ); denn die Dauerzentren
scheinen außerordentlich gute Energieisolation gegen ihre Um-
gebung zu besitzen (1. c. Nath. Med. Ver., Bd. 10). Die (vermut-
lich im Schwefelatom) aufgespeicherten Elektronen werden daher
Zeit haben (unter Lichterregung) zu ihren Metallatomen zurück-
zukehren, ehe die Temperatur des oberen Momentanzustandes
erreicht ist, hei welcher die Funktionsfähigkeit des Zentrums
aufhört.i?) Wird dagegen die Energie durch das Ultrarot direkt
zum Zentrum zugeführt, so kann, eben wegen der guten Energie-
isolation, die Temperatur des Zentrums außerordentlich schnell
ansteigen, und es kann lokal die Temperatur des oberen Momentan-
zustandes erreicht oder überschritten, also die Funktionsfähig-
keit des Zentrums verloren sein, ehe jene, das Leuchten be-
wirkende Rückkehr erfolgte. Man wird durch die Messeng der
Lichtsummen heim Aufleuchten durch Ultrarot Näheres über die
lokalen Temperaturanstiege der Zentren und Quantitatives über
ihre Energieisolation erfahren können. Ich habe für jetzt in
dieser Richtung nur den Versuch gemacht, die schnellste Er-

is) Siehe P. LENARD, II. KAMERLINGH-ONNES und W. E. PAULI, Leiden-
Comm. Nr. 111, p. 19, 1909.
17) Im oberen Momentanzusland zeigen die Dauerzentren weder Auf-
speicherung, noch Emission hei Erregung mit Licht (vgl. 1909). Man könnte
annehmen, daß sie bei dieser Temperatur (in reversiheler Weise) zerzetzt
seien; jedoch kann unter bestimmten Verhältnissen (in Flammen) auch hei
Temperaturen des oberen Momentanzustandes noch Emission erfolgen, wie
schon früher hervorgehoben wurde (Leiden-Comm., p. 22).
 
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