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Theodor Curtius und Hartwig Franzen :
Erhitzen getötete Blätter, auch hei vollkommenem Ausschluß von
Kohlendioxyd, hei der Belichtung einen Aldehyd bilden, daß also
keinesfalls seine Bildung auf eine Photolyse der Kohlensäure
zurückzuführen ist, sondern auf eine Zersetzung irgendwelcher
Körper durch das Licht. — Zu einem ähnlichen Resultat wie
EwART kommen EvA MAMELi und Gixo PoLLACi^) bei einer
Kritik der Arbeiten von UsHER und PRiSTLEY.
Die Arbeiten von PisHER und PRiSTLEY gehen also keines-
falls einen Beweis dafür, daß hei der Photolyse der Kohlensäure
bei Gegenwart von Chlorophyll Formaldehyd entstehen muß, be-
weisen also auch nicht, daß Formaldehyd in den Pflanzen vor-
kommt.
Wirft man noch einmal einen Blick zurück, so sieht man,
daß fast ausschließlich versucht wurde, den Formaldehyd in den
Bilanzen mit Hilfe von Farbenreaktionen nachzuweisen. Über
den Wert dieser Farbenreaktionen findet sich in dem Lehrbuch
der organischen Chemie von V. MEYER und P. JAKOBSON, 2. Auf-
lage, Bd. 1, 8. 702, folgende Bemerkung: „Von größerem diagno-
stischem Wert als diese und analoge Farbenreaktionen, die meist
nur zum Nachweis von Formaldchyd in Nahrungsmitteln und
ähnlichen komplizierten Gemischen Verwendung finden, aber un-
sicher sind, da sie sich zum Teil auch bei den homologen Alde-
hyden und anderen reduzierenden Substanzen wiederhnden etc."
Auch wir konnten zeigen, daß die zum Nachweis des Form-
aldehydes in den Pflanzen verwendeten Farbenreaktionen zum
Teil ähnliche Färbung mit anderen bisher in den Pflanzen nach-
gewiesenen Aldehyden geben. Bilden sich mit diesen Aldehyden
andere Farben, so überdecken sie entweder die mit Formaldehyd
eintretenden, oder es entstehen Mischfarben, welche die dem Form-
aldehyd zukommenden Färbungen nicht mehr erkennen lassen.
Besonders ist Gewicht darauf zu legen, daß der et, ß-Hexylen-
aldchyd, welcher in überwiegender Menge in allen grünen Pflanzen
vorkommt, mit. den verwendeten Formaldehydreagenzien inten-
sive Färbungen gibt. Die von den verschiedenen Forschern mit
Pflanzendestillaten erhaltenen Farbenreaktionen sind auf die
anderen in deu Pflanzen vorkommenden Aldehyde, welche wir
zum Teil noch gar nicht kennen, zurückzu führen. Ähnlich mißlich
3^) At!i R. Accad. dpi Lirtcei Roma (5) 17, I, 739—744; Client. Zenlral-
blatt 1908, 11, 617.
Theodor Curtius und Hartwig Franzen :
Erhitzen getötete Blätter, auch hei vollkommenem Ausschluß von
Kohlendioxyd, hei der Belichtung einen Aldehyd bilden, daß also
keinesfalls seine Bildung auf eine Photolyse der Kohlensäure
zurückzuführen ist, sondern auf eine Zersetzung irgendwelcher
Körper durch das Licht. — Zu einem ähnlichen Resultat wie
EwART kommen EvA MAMELi und Gixo PoLLACi^) bei einer
Kritik der Arbeiten von UsHER und PRiSTLEY.
Die Arbeiten von PisHER und PRiSTLEY gehen also keines-
falls einen Beweis dafür, daß hei der Photolyse der Kohlensäure
bei Gegenwart von Chlorophyll Formaldehyd entstehen muß, be-
weisen also auch nicht, daß Formaldehyd in den Pflanzen vor-
kommt.
Wirft man noch einmal einen Blick zurück, so sieht man,
daß fast ausschließlich versucht wurde, den Formaldehyd in den
Bilanzen mit Hilfe von Farbenreaktionen nachzuweisen. Über
den Wert dieser Farbenreaktionen findet sich in dem Lehrbuch
der organischen Chemie von V. MEYER und P. JAKOBSON, 2. Auf-
lage, Bd. 1, 8. 702, folgende Bemerkung: „Von größerem diagno-
stischem Wert als diese und analoge Farbenreaktionen, die meist
nur zum Nachweis von Formaldchyd in Nahrungsmitteln und
ähnlichen komplizierten Gemischen Verwendung finden, aber un-
sicher sind, da sie sich zum Teil auch bei den homologen Alde-
hyden und anderen reduzierenden Substanzen wiederhnden etc."
Auch wir konnten zeigen, daß die zum Nachweis des Form-
aldehydes in den Pflanzen verwendeten Farbenreaktionen zum
Teil ähnliche Färbung mit anderen bisher in den Pflanzen nach-
gewiesenen Aldehyden geben. Bilden sich mit diesen Aldehyden
andere Farben, so überdecken sie entweder die mit Formaldehyd
eintretenden, oder es entstehen Mischfarben, welche die dem Form-
aldehyd zukommenden Färbungen nicht mehr erkennen lassen.
Besonders ist Gewicht darauf zu legen, daß der et, ß-Hexylen-
aldchyd, welcher in überwiegender Menge in allen grünen Pflanzen
vorkommt, mit. den verwendeten Formaldehydreagenzien inten-
sive Färbungen gibt. Die von den verschiedenen Forschern mit
Pflanzendestillaten erhaltenen Farbenreaktionen sind auf die
anderen in deu Pflanzen vorkommenden Aldehyde, welche wir
zum Teil noch gar nicht kennen, zurückzu führen. Ähnlich mißlich
3^) At!i R. Accad. dpi Lirtcei Roma (5) 17, I, 739—744; Client. Zenlral-
blatt 1908, 11, 617.