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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0009
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. III. (A. 13) 9
II. Die gegen Existenz flüssiger Ixristalle gemachten
Einwände.
Herr MLODZiEJOwsici, welcher (a. a. 0.) die Existenz der
flüssigen Kristalle bestreitet, hat die im vorigen besprochenen
Versuche nicht ausgeführt. Er hat nur die nach seinem Verfahren
hergestellte (allzu wasserreiche) Lösung auf dem Objektträger
des Mikroskops verdunsten lassen, wobei sich natürlich die Zu-
sammensetzung der Lösung fortgesetzt ändern und auch durch
Wirkung der Oberflächenspannung an der freien Oberfläche
wesentliche Komplikation eintreten mußte.
Bereits M. VoGELSANG n) war durch solche Beobachtungen
an unbedeckten Präparaten infolge der auftretenden Kapillar-
wirkungen zu der irrigen Vorstellung der Existenz von Attraktions-
kräflen von Kristallen gelangt, durch welche diese imstande sein
sollten, andere freischwebende Kristalle in ähnlicher Weise zu
beeinflussen, wie Magnete andere Magnete anzuziehen und zu
richten vermögen. So erklärt sich wohl, daß' auch Herr M. keine
Schwierigkeit darin findet, die Anisotropie und gruppenartige
Form der von ihm beobachteten Gebilde sowie die Erscheinung,
daß sich beim 'Zusammenfließen derselben alsbald wieder normale
Struktur herstellt, durch hypothetische Kräfte zu deuten, welche
unsichtbar kleine, feste Kriställchen von wasserfreiem Ammonium-
oleat, wenn sie in Ölsäure suspendiert sind, aufeinander aus-
üben sollen. In der Physik sind aber solche rätselhafte Fern-
wirkungen der Kristalle unbekannt; auch bei Kristallen wirken die
molekularen Kräfte nur auf Inolekulare Distanzen.
Nach G. OuiNCKEW, welcher nach Herrn M. Urheber dieser
Theorie ist, soll die richtende Wirkung, welche die Kristalle
Verfahren, ausgehen von der Oberflächenhaut der Ölsäure. Diese
soll die Seifenkristalle in ähnlicher AVeise beeinflussen wie eine
dünne Glimmerschicht kleine Kriställchen Von Jodkalium, welche
nämlich letztere zwingt, sich an ihr in regelmäßiger Orientierung
äuszusebeiden. So würde aber nur die hypothetische, der Ober-
fläche dicht anliegende Schicht von unsichtbar kleinen Kristälb
chen gerichtet werden können, und die Richtung wäre durchaus
nicht die tatsächlich beobachtete; denn bei den einfachen
flüssigen Kristallen ist die Auslöschung zwischen gekreuzten

ii) M. VOGELSANG, D7e Aä-MfaHtfeM, deutsch von ZIRKEL, Bonn 1875.
i3) <F QUINCKE, TIVeA ü?m., 5-3, 615, 1894.
 
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