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0. Lehmann:
wirklich die von hrir als flüssige Kristalle bezeichnetenis), so
handelt es sich einfach um eine optische Täuschung, beruhend
'auf der Erscheinung, daß Kristalle, welche mit einem Ende mit
dem Glas des Objektträgers in Berührung kommen, dort ihre
Struktur so ändern, daß alle Molekülachsen senkrecht zum Glase
werden.^) Der scheinbar ausgeflossene Ölsäuretropfen ist nichts
anderes als der auf dem Glas zu einem kleinen runden Scheibchen
ausgebreitete pseudoisotrop gewordene Teil des Kristalls.
Keine der gegen die Deutung der fraglichen Gebilde als
flüssiger Kristalle vorgebrachte Einwendungen ist somit haltbar.
Alle stehen sie mit den Tatsachen in schroffstem Widerspruch.
Der Lehre von den flüssigen Kristallen dagegen steht keine einzige
Tatsache entgegen, sondern nur eine Hypothese, nämlich die
Annahme, die Moleküle aller sogenannter Modifikationen und
Aggregatzustände eines Körpers seien identisch. Mit dieser
ist sie freilich durchaus unvereinbar.^) Das beweist aber nur
die Unrichtigkeit dieser Hypothese, welche übrigens schon früher
aus andern Tatsachen gefolgert wurde.^)
III. Struktur und Form der flüssigen Kristalle.
Biegen wir ein Glimmerblatt, so macht sich infolge der
Verdrehung der Moleküle oder der Änderung ihrer Abstände
die elastische Reaktionskraft geltend, welche solange andauert,
als die Verbiegung anhält und mit dieser wieder verschwindet,
da, sofern die Elastizitätsgrenze nicht überschritten wurde, das
Raumgitter der Moleküle dasselbe geblieben ist. Bei Biegung
eines flüssigen Kristalls kann sich niemals eine solche dauernde
elastische Reaktionskraft geltend machen; denn wenn auch durch
die Biegung die Moleküle momentan aus ihrer Lage heraus-
gebracht wurden, stellt sich doch alsbald, auch wenn die Biegung
W Bei dem großen Wassergehalt der Präparate des Herrn M. läßt sich
wohl denken, daß auch hohle flüssige Sphärokristalle beobachtet wurden,
deren Inneres von isotroper Mutterlauge erfüllt ist, die herausgepreßt werden
kann, wenn die Rindenschicht durch Entweichen von Ammoniak aus der
Lösung in festes saures Oleat übergegangen ist. Der ausgepreßte Inhalt ist
aber wässerige Lösung, keine Ölsäure.
W Siehe 1911, Nr. 22, Taf. II, Fig. 16a—c.
W ZeüscAr. /. CAenüe, 71, 355, 1910; LerA. & Aarh?r.
Per., 25, 1913.
ic) 2, 413, 1889.
0. Lehmann:
wirklich die von hrir als flüssige Kristalle bezeichnetenis), so
handelt es sich einfach um eine optische Täuschung, beruhend
'auf der Erscheinung, daß Kristalle, welche mit einem Ende mit
dem Glas des Objektträgers in Berührung kommen, dort ihre
Struktur so ändern, daß alle Molekülachsen senkrecht zum Glase
werden.^) Der scheinbar ausgeflossene Ölsäuretropfen ist nichts
anderes als der auf dem Glas zu einem kleinen runden Scheibchen
ausgebreitete pseudoisotrop gewordene Teil des Kristalls.
Keine der gegen die Deutung der fraglichen Gebilde als
flüssiger Kristalle vorgebrachte Einwendungen ist somit haltbar.
Alle stehen sie mit den Tatsachen in schroffstem Widerspruch.
Der Lehre von den flüssigen Kristallen dagegen steht keine einzige
Tatsache entgegen, sondern nur eine Hypothese, nämlich die
Annahme, die Moleküle aller sogenannter Modifikationen und
Aggregatzustände eines Körpers seien identisch. Mit dieser
ist sie freilich durchaus unvereinbar.^) Das beweist aber nur
die Unrichtigkeit dieser Hypothese, welche übrigens schon früher
aus andern Tatsachen gefolgert wurde.^)
III. Struktur und Form der flüssigen Kristalle.
Biegen wir ein Glimmerblatt, so macht sich infolge der
Verdrehung der Moleküle oder der Änderung ihrer Abstände
die elastische Reaktionskraft geltend, welche solange andauert,
als die Verbiegung anhält und mit dieser wieder verschwindet,
da, sofern die Elastizitätsgrenze nicht überschritten wurde, das
Raumgitter der Moleküle dasselbe geblieben ist. Bei Biegung
eines flüssigen Kristalls kann sich niemals eine solche dauernde
elastische Reaktionskraft geltend machen; denn wenn auch durch
die Biegung die Moleküle momentan aus ihrer Lage heraus-
gebracht wurden, stellt sich doch alsbald, auch wenn die Biegung
W Bei dem großen Wassergehalt der Präparate des Herrn M. läßt sich
wohl denken, daß auch hohle flüssige Sphärokristalle beobachtet wurden,
deren Inneres von isotroper Mutterlauge erfüllt ist, die herausgepreßt werden
kann, wenn die Rindenschicht durch Entweichen von Ammoniak aus der
Lösung in festes saures Oleat übergegangen ist. Der ausgepreßte Inhalt ist
aber wässerige Lösung, keine Ölsäure.
W Siehe 1911, Nr. 22, Taf. II, Fig. 16a—c.
W ZeüscAr. /. CAenüe, 71, 355, 1910; LerA. & Aarh?r.
Per., 25, 1913.
ic) 2, 413, 1889.