4(A. 13)
0. Lehmann:
kationcn der Molekularanordnung in keiner Weise geändert, es
tritt also keine Umwandlung in eine andere „Phase" ein. Vom
Standpunkt der Hypothese, die Materie sei ein Kontinuum, lassen
sich die Änderungen der Anisotropie nicht verstehen, sie sind
somit Beweise für die Existenz von Molekülen.
Aber auch aus den (bisherigen) Molekulartheorien läßt sich
die Möglichkeit derartiger beweglicher Gleichgewichte der Mole-
küle nicht ableiten. Diese stellen ein ganz neues physikalisches
Faktum dar, dessen befriedigende Deutung, wenn sie gelänge,
notwendig zu wichtigen Ergebnissen bezüglich der molekularen
Kräfte führen müßte. Doch selbst wenn sie nicht gelingen sollte,
bleibt das neue Faktum insofern von Wert, als es die Zahl der
zulässigen Molekular-Hypothesen bedeutend einschränkt. Genaue
empirische Erforschung des Tatsächlichen ist, wie man sieht,
zunächst das Nötigste auf diesem Gebiete.
Zum erstenmal wurde das Zusammenfließen zweier Kristall-
individuen zu einem einheitlichen Kristall beobachtet bei der als
„Schmierseife" zu bezeichnenden Modifikation des Ammoniurn-
oleatss), auf welche sich z. T. auch die vorangegangenen
Mitteilungen in Teil I und II bezogen. Wegen verschiedener ge-
machter Einwendungen Ö habe ich im folgenden diese Beob-
achtungen entsprechend erweitert.
I. Die Darstellung des flüssig-kristallinischen Ammonium-
oleats.
Herr MLODZiEJOWSKi empfiehlt folgendes Verfahren (a. a.
0., S. 1): „Die Ölsäure wurde in einem Reagenzglase mit viel
wässerigem Ammoniak gemischt, die Flüssigkeit vom Niederschlage
abgegossen und der Niederschlag in Äthylalkohol gelöst." So
ist nun zwar nicht unmöglich, ein Präparat zu erhalten, welches
flüssige Kristalle bildet, doch sind es andere als die von mir
untersuchten, wie aus dem Folgenden zu ersehen ist, und meist
wird ein Erfolg überhaupt ausbleiben; denn wird wirklich viel
Ammoniak angewendet, so entsteht kein Niederschlag mit über-
geschichteter Flüssigkeit, sondern nur eine trübe kolloidale Lö-
sung (Seifenwasser), aus welcher sich auch nach langem Stehen
3) ZcüscAr. /. pAt/süäü. CAe)?üe, M, 91, 1895; LAe IFeÜ Jer
175.
h Siehe A. MLODZIEJOWSKI, ZeüscAr. /. AÖ'MLüW/r., 5g 1, 1913.
0. Lehmann:
kationcn der Molekularanordnung in keiner Weise geändert, es
tritt also keine Umwandlung in eine andere „Phase" ein. Vom
Standpunkt der Hypothese, die Materie sei ein Kontinuum, lassen
sich die Änderungen der Anisotropie nicht verstehen, sie sind
somit Beweise für die Existenz von Molekülen.
Aber auch aus den (bisherigen) Molekulartheorien läßt sich
die Möglichkeit derartiger beweglicher Gleichgewichte der Mole-
küle nicht ableiten. Diese stellen ein ganz neues physikalisches
Faktum dar, dessen befriedigende Deutung, wenn sie gelänge,
notwendig zu wichtigen Ergebnissen bezüglich der molekularen
Kräfte führen müßte. Doch selbst wenn sie nicht gelingen sollte,
bleibt das neue Faktum insofern von Wert, als es die Zahl der
zulässigen Molekular-Hypothesen bedeutend einschränkt. Genaue
empirische Erforschung des Tatsächlichen ist, wie man sieht,
zunächst das Nötigste auf diesem Gebiete.
Zum erstenmal wurde das Zusammenfließen zweier Kristall-
individuen zu einem einheitlichen Kristall beobachtet bei der als
„Schmierseife" zu bezeichnenden Modifikation des Ammoniurn-
oleatss), auf welche sich z. T. auch die vorangegangenen
Mitteilungen in Teil I und II bezogen. Wegen verschiedener ge-
machter Einwendungen Ö habe ich im folgenden diese Beob-
achtungen entsprechend erweitert.
I. Die Darstellung des flüssig-kristallinischen Ammonium-
oleats.
Herr MLODZiEJOWSKi empfiehlt folgendes Verfahren (a. a.
0., S. 1): „Die Ölsäure wurde in einem Reagenzglase mit viel
wässerigem Ammoniak gemischt, die Flüssigkeit vom Niederschlage
abgegossen und der Niederschlag in Äthylalkohol gelöst." So
ist nun zwar nicht unmöglich, ein Präparat zu erhalten, welches
flüssige Kristalle bildet, doch sind es andere als die von mir
untersuchten, wie aus dem Folgenden zu ersehen ist, und meist
wird ein Erfolg überhaupt ausbleiben; denn wird wirklich viel
Ammoniak angewendet, so entsteht kein Niederschlag mit über-
geschichteter Flüssigkeit, sondern nur eine trübe kolloidale Lö-
sung (Seifenwasser), aus welcher sich auch nach langem Stehen
3) ZcüscAr. /. pAt/süäü. CAe)?üe, M, 91, 1895; LAe IFeÜ Jer
175.
h Siehe A. MLODZIEJOWSKI, ZeüscAr. /. AÖ'MLüW/r., 5g 1, 1913.