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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0010
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10(A. 13)

0. Lehmann:

Nicols eine einheitliche; die Molekülachsen können somit alle
möglichen Winkel mit der Oberfläche bilden, während sie doch
auf dieser senkrecht stehen sollten. Ganz unerklärlich bleibt
iauch (nach der Hypothese des Herrn M.), weshalb die kleinsten
einfachen Kriställchen ausnahmslos (abgesehen von der auch
hei zahlreichen weichen festen Kristallen von einheitlicher Struk-
tur wie Salmiak, reg. Jodsilber, Kampfer usw., zu beobachtenden
Flächenrundung) die Form eines langgestreckten tetragonalen
Oktaeders oder der Wachstumsform eines solchen (stärker her-
vortretende Ecken) zeigen, also eine Symmetrieachse zweiter Ord-
nung besitzen. Welche Kraft sollte denn bei dem (durch uner-
klärliche Kraft) spindelförmig in die Länge gezogenen Ölsäure-
tropfen in der Mitte 4 (um 90° voneinander abstehende) Her-
vorragungen erzeugen, nnd zwar stets 4, nie 1, 2 oder 3? Diese
Erscheinung erklärt sich eben nur daraus, daß die kleinsten,
völlig ungestört gewachsenen Kriställchen eine Raumgitterstruktur
ähnlich der fester Kristalle besitzen.
Daß beim Zusammenfließen der Kristalle die Parallelrichtung
der Nebenachsen verloren geht, hängt damit zusammen, daß,
wie die Erscheinung der erzwungenen Homöotropie beweist, die
Moleküle sich sehr leicht um die Hauptachse (optische Achse)
drehen können. Man muß sich also wohl die Moleküle als
Blättchen vorstellen, die beim Zusammenfließen der Kristalle zwar
parallel zu werden suchen, doch hinsichtlich der Richtung der
Nebenachsen regellos orientiert bleiben, so daß das entstehende
halb isotrope Gebilde unendlich viele Symmetrieebenen durch
die Hauptachse besitzt. Von den acht Vorsprüngen, welche zwei
zusammenfließende Kristalle haben, können leicht z. B. zwei ver-
schwinden, so daß nur sechs übrig bleiben, die sich alsbald sym-
metrisch anordnen. Sie entsprechen nicht mehr einer Raum-
gitterstruktur, sondern stellen Störungen der halbisotropen Struk-
tur dar. Durch Zusammenfließen mehrerer Kristalle können z. B.
auch Gebilde mit 10, 14 oder mehr Vorsprüngen entstehen. Diese
Tatsache steht also mit der Lehre von den flüssigen Kristallen
in guter Übereinstimmung. ,
Daß die in den Ölsäuretropfen suspendierten hypothetischen
Kriställchen des wasserfreien Ammoniumoleats so geringe Dimen-
sionen haben sollen, daß sie selbst bei stärkster mikroskopischer
Vergrößerung unsichtbar bleiben, während doch sonst (wie be-
schrieben) dieses Salz, wenn es aus Ölsäure kristallisiert, in
 
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