Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. III. (A. 13) 19
Ähnliche Quellungserscheinungen sind zuerst von R. Vm-
CHOW37) bei Untersuchung tierischer Gewebe und Teilen der
Nervensubstanz beobachtet worden. Vmcnow war der Meinung,
sie seien die charakteristische Eigentümlichkeit einer bestimmten
in Organismen sich bildenden Substanz, welche er Myelin
nannte. Eine physikalische Erklärung der durch den Quellungs-
vorgang entstehenden eigentümlichen faden- und tropfenartigen
Formen hat er nicht Versucht, sie schienen ihm eine notwendige
Begleiterscheinung des Quellungsvorgangs von mehr nebensäch-
licher Bedeutung zu sein.
F. W. BENEKE3S) gelang es, ähnliche Bildungen zu erhalten
beim Einbringen von Cholesterinkristallen in Seifenwasser sowie
beim Einbringen des Abdampfungsrückstandes von alkoholischem
Extrakt des gekochten Eidotters in reines Wasser, wie schon
früher GoBLEY beobachtet hatte (nach ViRCHOw).
C. NEUBAUER39) hat sodann darauf hingewiesen, daß eine
bestimmte Substanz ,,Myelin", für welche diese Quellungs-
erscheinungen charakteristisch wären, nicht existiert; daß man
vielmehr ganz dieselben „Myelinformen" auch erhält, indem
man reine Ölsäure ünd wässeriges Ammoniak zusammenbringt.
Da sich letzteres mit der Ölsäure zu neutralem Ammoniumoleat-
hydrat vereinigt, hätte er noch weiter schließen können, daß
auch dieses Hydrat beim Zusammenbringen mit Salmiakgeist
Myelinformen geben muß. Diesen Schluß hat er nicht gezogen,
und die Betonung der Verwendung von Ölsäure hat dann wohl
G. QuiNCKE4°) veranlaßt (unter Außerachtlassung des Umstandes,
daß dieselbe durch Ammoniak zerstört wird), seine neuerdings
von A. MLODZiEjowsKi wieder aufgenommene Theorie aufzu-
stellen, die Myelinformen beständen äus einem zähflüssigen Brei
37) R. VIRCHOW, TfcAw /. 6, 562, 1853. „Uber
das ausgebreitete Vorkommen einer dem Nervenmark analogen Substanz in den
thierischen Geweben." Er vergleicht die Quellung mit der der Stärke in warmem
Wasser. Siehe auch 0. L., T 546, § 3 u. 4, 1888.
38) F. W. BENEKE, Studien über das Vorkommen, die Verbreitung und
die Funktion von Gallenbestandteilen in den thierischen und pflanzlichen Orga-
nismen, Gießen 1862 (zitiert nach BRÜCKE).
39) c. NEUBAUER, a. a. 0., 36, 303, 1866.
49) G. QUINCKE, UVeJ. 53, 603, 1894. Siehe auch J. GAD, ürcAw
f. P7:?/sw%o<y7e, 1878, 181; G. QUINCKE, ürc7üu /. & tyes. P7n/^o^7e, 79, 129,
1879; E. BRÜCKE, ÜVe-M. 79 (III), 267, 1879; FAMINTZIN,
<S7. -Pe%ers&., 39, 414, 1884; 0. LEHMANN, 37o7e7tiün?*p7H/s7A;, i, 523, 1888.
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Ähnliche Quellungserscheinungen sind zuerst von R. Vm-
CHOW37) bei Untersuchung tierischer Gewebe und Teilen der
Nervensubstanz beobachtet worden. Vmcnow war der Meinung,
sie seien die charakteristische Eigentümlichkeit einer bestimmten
in Organismen sich bildenden Substanz, welche er Myelin
nannte. Eine physikalische Erklärung der durch den Quellungs-
vorgang entstehenden eigentümlichen faden- und tropfenartigen
Formen hat er nicht Versucht, sie schienen ihm eine notwendige
Begleiterscheinung des Quellungsvorgangs von mehr nebensäch-
licher Bedeutung zu sein.
F. W. BENEKE3S) gelang es, ähnliche Bildungen zu erhalten
beim Einbringen von Cholesterinkristallen in Seifenwasser sowie
beim Einbringen des Abdampfungsrückstandes von alkoholischem
Extrakt des gekochten Eidotters in reines Wasser, wie schon
früher GoBLEY beobachtet hatte (nach ViRCHOw).
C. NEUBAUER39) hat sodann darauf hingewiesen, daß eine
bestimmte Substanz ,,Myelin", für welche diese Quellungs-
erscheinungen charakteristisch wären, nicht existiert; daß man
vielmehr ganz dieselben „Myelinformen" auch erhält, indem
man reine Ölsäure ünd wässeriges Ammoniak zusammenbringt.
Da sich letzteres mit der Ölsäure zu neutralem Ammoniumoleat-
hydrat vereinigt, hätte er noch weiter schließen können, daß
auch dieses Hydrat beim Zusammenbringen mit Salmiakgeist
Myelinformen geben muß. Diesen Schluß hat er nicht gezogen,
und die Betonung der Verwendung von Ölsäure hat dann wohl
G. QuiNCKE4°) veranlaßt (unter Außerachtlassung des Umstandes,
daß dieselbe durch Ammoniak zerstört wird), seine neuerdings
von A. MLODZiEjowsKi wieder aufgenommene Theorie aufzu-
stellen, die Myelinformen beständen äus einem zähflüssigen Brei
37) R. VIRCHOW, TfcAw /. 6, 562, 1853. „Uber
das ausgebreitete Vorkommen einer dem Nervenmark analogen Substanz in den
thierischen Geweben." Er vergleicht die Quellung mit der der Stärke in warmem
Wasser. Siehe auch 0. L., T 546, § 3 u. 4, 1888.
38) F. W. BENEKE, Studien über das Vorkommen, die Verbreitung und
die Funktion von Gallenbestandteilen in den thierischen und pflanzlichen Orga-
nismen, Gießen 1862 (zitiert nach BRÜCKE).
39) c. NEUBAUER, a. a. 0., 36, 303, 1866.
49) G. QUINCKE, UVeJ. 53, 603, 1894. Siehe auch J. GAD, ürcAw
f. P7:?/sw%o<y7e, 1878, 181; G. QUINCKE, ürc7üu /. & tyes. P7n/^o^7e, 79, 129,
1879; E. BRÜCKE, ÜVe-M. 79 (III), 267, 1879; FAMINTZIN,
<S7. -Pe%ers&., 39, 414, 1884; 0. LEHMANN, 37o7e7tiün?*p7H/s7A;, i, 523, 1888.
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