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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0023
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. III. (A. 13) 23

dadurch, daß die Gebilde am Glase anliegen und an den be-
treffenden Stellen wie andere flüssige Kristalle halbisotrop
werden, also zwischen gekreuzten Nicols dunkel erscheinen.
Am besten erkennt man die Struktur der Myelinformen, indem
man alkoholische Lösung des Ammoniumoleats, in welcher sich
vereinzelte flüssige Kristalle abgeschieden haben, unter ein flach-
uhrglasförmiges Deckglas (die konkave Seite nach oben) bringt
und nun Salmiakgeist herumfließen läßt. Infolge von Kontakt-
bewegung entstehen Vorwölbungen der alkoholischen Lösung in
das Ammoniak hinein, an welchen lebhafte Mischung der beiden
Flüssigkeiten durch Diffusion stattfindet. Unmittelbar an der
Grenze vermag sich die in das Ammoniak hineindiffundierte al-
koholische Lösung zu halten. Indem sie aber weiter vordringt
und sich mehr mit Wasser mischt, wird das Ammoniumoleat
in Form sehr kleiner puppenartiger flüssiger Kristalle nieder-
geschlagen. Es sind deren nur wenige, da sich die Lösung
nur schwer mit dem Ammoniak mischt. Umgekehrt dringt Am-
moniak in die vorgewölbte Stelle der alkoholischen Lösung ein
und veranlaßt, daß sich ein Niederschlag von flüssigen Kristallen
bildet, die sich zu einer halbisotropen Rindenschicht vereinigen,
indem sich alle Molekülachsen senkrecht zur Oberfläche stellen.
So entsteht ein Anfang zu einer Art von hohler Myelinform, deren
Inneres mit alkoholischer Mutterlauge gefüllt ist. Bei weiterem
Vordringen des eindiffundierten Wassers, welches durch Strö-
mungen infolge von Kontaktbewegungen gefördert wird, kommt
dasselbe in Form von Tropfen zur Ausscheidung, die sich eben-
falls mit einer flüssig-kristallinischen Haut umkleiden. Durch
Zusammenßießen zahlreicher derartiger Tropfen entsteht eine
schaumige Masse, deren Schaumwände halbisotrope flüssig-
kristallinische Lamellen sind, während der Inhalt der Zellen im
wesentlichen aus wässeriger Seifenlösung besteht.
Verwendet man an Stelle der alkoholischen Lösung reines
flüssig-kristallinisches Ammoniumoleathydrat, so finden im Grunde
genommen dieselben Diffusionsvorgänge statt, doch beschränken
sie sich auf die nächste Nähe der Grenzfläche und geben
sich nur kund durch die Wirkung, daß sich an letzterer
wasserreicheres Hydrat bildet, welches kontinuierlich in das
vorhandene übergeht. An Stellen, wo dieses durch Wirkung
der Adsorptionskraft des Glases halbisotrope Struktur besitzt,
derart, daß die Hauptachsen (optischen Achsen) der Moleküle senk-
 
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