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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0025
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. III. (A. 13) 25

gefüllte Blase. Bei größeren Exemplaren, wie sie sich bilden,
wenn man dem Ammoniumoleat Alkohol zusetzt, oder wenn man
außerdem linolsaures Ammoniak beimischt, welches gleich-
artige flüssige Kristalle sowie Myelinformen bildet, kann man
in dieser scheinbaren isotropen Flüssigkeit „ölige Streifen" und
„konische Strukturstörungen", wie Fig. 3 auf Taf. 1 zeigt, wahr-
nehmen, welche die Natur des Innern der Myelinformen deutlich
offenbaren. Man kann sich auch nach Abnehmen des Deckglases
durch Zerren mit der Präpariernadel davon überzeugen, daß
der Inhalt wirklich gallertartige (bis schleimige) Konsistenz hat.
Der Ausdruck ist allerdings nicht ganz zutreffend, denn eine
Gallerte ist ein heterogener Körper von schwammiger oder schaum-
artiger Beschaffenheit, welcher infolge des Vorhandenseins fester
Fasern oder Lamellen Uder wegen der Oberflächenspannung der
Schaumzellenwände eine Art vollkommener Elastizität zeigt. Die
bei den Myelinformen auftretende ähnliche Erscheinung, daß die
Masse nach Zerrung wieder die frühere Form anzunehmen sucht
und deshalb gallertartig erscheint, beruht dagegen auf anderer
Ursache, nämlich auf der Gestaltungskraft der flüssigen Kristalle,
die eben die Gestalt der Myelinformen bedingt und sowohl von
Elastizität wie von Oberflächenspannung verschieden ist, wenn
sie auch, wie oben gezeigt, ebenfalls als Wirkung der Molekular-
kräfte aufzufassen ist. Fig. 1 auf Tat. 2 ist die Photographie
einer dicken Myelinform mit scheinbaren Auswüchsen, wie sie
in Wirklichkeit durch Verschmelzen wellenförmiger Biegungen
zylindrischer Myelinformen entstehen. Fig. 2 'stellt ein ähnliches
Gebilde bei nahezu, aber nicht ganz, gekreuzten Nicols dar.
Fig. 3 und 4 zeigen wieder anders geformte größere Myelingebilde
in natürlichem Licht.
Da es sich wohl um Mischung mindestens zweier verschie-
dener Hydrate des Annnoniumoleats handelt, ist zu erwarten, daß
ganz so wie in anderen Fällen der Bildung von Mischkristallen
nicht isomorpher Stoffedie Struktur der Myelinformen Ab-
weichungen von der Normalstruktur zeigen werde, ähnlich wie
die Struktur von Kristalltropfen durch derartige fremde Bei-
mischungen schraubenartige Verdrehung erleidet, die z. B. durch

W Zeüsc7u*. f. 7 483, 528, 1877;; 5, 433, 1883; Ze77scAr. /.
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