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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0027
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. III. (A. 13) 27
thylenblau selbst bei großer Konzentration des Farbstoffs nur
langsam und sehr schwach blau. Bilden sie sich aber in solcher
Lösung^ so nehmen sie unter gleichzeitiger Entfärbung derselben
intensiv rein blaue Färbung an. (Die Färbung der Lösung ist.
mehr violett.) Augenscheinlich bildet sich eine neue Verbindung,
welche zwar nicht oder nur in sehr geringem Maße imstande
ist, in die flüssigen Kristalle hineinzudiffundieren, die sich aber
in beträchtlichem Maße einlagern kann, wenn sie fortdauernd
während des Wachstums durch die Adsorptionskraft der Kristalle
an diesen festgehalten wird. Noch auffallender ist die Wirkung,
wenn man bei Herstellung der Myelinformen an Stelle von reinem
Ammoniak die (nahezu farblose) Lösung von Gentianaviolett in
Ammoniak verwendet. Die neu entstehenden Myelinformen färben
sich intensiv violett, obschon beide Lösungen, in deren Mischzone
sie sich bilden, ungefärbt sind. Da die Bildung der Formen
durch solche Farbstoffzusätze wenig beeinträchtigt wird, emp-
fehlen sich diese namentlich bei Demonstration der Erschei-
nungen, da die intensiv gefärbten Gebilde auf dem farblosen
Grunde sehr scharf hervortreten.$°)
Bis zu gewissem Grade können die Myelinformen auch
ricinolsaures Ammoniak, welches gleiche flüssige Kristalle
wie das ölsaure und das linolsaure bildet, aufnehmen; bei größerem
Prozentgehalt hört aber die Bildung der Myelinformen auf, wie
zu erwarten, da das ricinolsaure Ammonium für sich allein
keine Myelinformen zu bilden vermag, vermutlich deshalb, weil
es in wässerigem Ammoniak zu leicht löslich ist.
Bei Projektion erscheinen die Myelinformen immer gelblich
auf weißem Grunde. Es scheint sich dabei um eine Art Licht-
zerstreuung wie bei dem Tyndalleffekt zu handeln, der durch die
von der Parallelität stark abweichende Lagerung der Moleküle
bedingt sein dürfte, ähnlich wie die Trübung im Hofe der Fäden
und Kernpunkte bei Kristalltropfen.^)
Bei immer länger dauernder Einwirkung von Wasser (besser
Ammoniak) geht schließlich der Zusammenhang der Moleküle

50) G. QUINCKE beobachtete a. a. 0. ebenfalls die Aufnahme von Methylen-
blau, schrieb dieselbe aber dem hypothetischen Ölsäureüberzng zu, da Ölsäure
aus wässeriger Lösung die Farbe aufnimmt.
51) Jd. 90, 1912. Über das Tyndallphänomen s. a. Dfe %ewe
IFeÜ Jer /Mssüye?! AGüsüüfe, 141, 242, 378, und P. P. v. WEIMARN, AfoHoüL
ZeÜ3cAr., 27, 1909.
 
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