12 (A. 27)
P. Lenard:
durchaus notwendiger Zusatz zur ursprünglichen Theorie von
Lord KELVIN^).
Ein Unterschied zwischen elektrisch geladenen und ungeladenen
Tropfen könnte allerdings in der Größe ß gesucht werden; man
würde nach der gewöhnlichen Vorstellung, daß freie, ruhende elek-
trische Ladung an der äußersten Oberfläche sitze, für geladene
Tropfen ß = 1 setzen, während für ungeladene Tropfen ß< 1 wäre,
indem unelektrische Kerne zum Teil im Innern des Tropfens sich
befinden können. Es sei sogleich bemerkt, daß wir im Folgenden
einen Satz über die Oberflächenkonzentration komplexer Mole-
küle (z. B. der Elektrizitätsträger) entwickeln werden, welcher eine
Berechnung der Größe ß gestattet, und daß dieselbe dabei sowohl
im elektrischen als auch im unelektrischen Falle als sehr klein
sich ergibt. Wir behandeln danach das Problem der Nebelbildung
mit Berücksichtigung dieser Resultate zusammenfassend im
III. Teile.
Größenordnungen der Kräfte. — Es soll hier im Anschluß
an das Vorhergehende sogleich bemerkt werden, daß die elektrischen
Kräfte, welche man von außen an Flüssigkeitsoberflächen anlegen
kann, in allen gewöhnlichen Fällen wesentlich an Größe zurück-
stehen gegenüber den Molekularkräften.
Die Größe der nach außen gerichteten elektrischen Kraft,
welche auf ein Elektron an (negativ) geladener Körperoberfläche
beim stärksten, in Luft von 1 Atm. Druck möglichen Felde, 40000
Volt/cm, ausgeübt wird, berechnet man leicht zu 0,33.IO"? dyn, falls
man die Ladung an der äußersten Oberfläche sitzend annimmt (Di-
elektrizitätskonstante D=1 in cp, Kap. VIII). Befindet sich die La-
dung im Innern, so wäre sie z. B. bei Wasser einer Kraft von nur etwa
0,004.10-7 dyn unterworfen (D=81), jedoch würden dann die an
die Luft grenzenden (elektrisch neutralen) Moleküle die Kraft
0,33.10*7 dyn (1 — 1/D) = 0,32.10*7 dyn erfahren, so daß letzteres
jedenfalls die Größenordnung des für ein Molekül an der Grenz-
fläche in Rechnung zu setzenden, nach außen gerichteten Zuges ist.
Die nach innen gerichtete Molekularkraft, welche das Molekül
bzw. den Träger des soeben betrachteten Elektrons festhält, kann
nach einer im II. Teil angegebenen Gleichung (6b) angenähert
KV = PW/oc gesetzt werden, wo P der innere Druck (= a/W in
VAN DER WAALs' Gleichung), cc die Oberflächenspannung und V
i7) Vgl. die Note 14.
P. Lenard:
durchaus notwendiger Zusatz zur ursprünglichen Theorie von
Lord KELVIN^).
Ein Unterschied zwischen elektrisch geladenen und ungeladenen
Tropfen könnte allerdings in der Größe ß gesucht werden; man
würde nach der gewöhnlichen Vorstellung, daß freie, ruhende elek-
trische Ladung an der äußersten Oberfläche sitze, für geladene
Tropfen ß = 1 setzen, während für ungeladene Tropfen ß< 1 wäre,
indem unelektrische Kerne zum Teil im Innern des Tropfens sich
befinden können. Es sei sogleich bemerkt, daß wir im Folgenden
einen Satz über die Oberflächenkonzentration komplexer Mole-
küle (z. B. der Elektrizitätsträger) entwickeln werden, welcher eine
Berechnung der Größe ß gestattet, und daß dieselbe dabei sowohl
im elektrischen als auch im unelektrischen Falle als sehr klein
sich ergibt. Wir behandeln danach das Problem der Nebelbildung
mit Berücksichtigung dieser Resultate zusammenfassend im
III. Teile.
Größenordnungen der Kräfte. — Es soll hier im Anschluß
an das Vorhergehende sogleich bemerkt werden, daß die elektrischen
Kräfte, welche man von außen an Flüssigkeitsoberflächen anlegen
kann, in allen gewöhnlichen Fällen wesentlich an Größe zurück-
stehen gegenüber den Molekularkräften.
Die Größe der nach außen gerichteten elektrischen Kraft,
welche auf ein Elektron an (negativ) geladener Körperoberfläche
beim stärksten, in Luft von 1 Atm. Druck möglichen Felde, 40000
Volt/cm, ausgeübt wird, berechnet man leicht zu 0,33.IO"? dyn, falls
man die Ladung an der äußersten Oberfläche sitzend annimmt (Di-
elektrizitätskonstante D=1 in cp, Kap. VIII). Befindet sich die La-
dung im Innern, so wäre sie z. B. bei Wasser einer Kraft von nur etwa
0,004.10-7 dyn unterworfen (D=81), jedoch würden dann die an
die Luft grenzenden (elektrisch neutralen) Moleküle die Kraft
0,33.10*7 dyn (1 — 1/D) = 0,32.10*7 dyn erfahren, so daß letzteres
jedenfalls die Größenordnung des für ein Molekül an der Grenz-
fläche in Rechnung zu setzenden, nach außen gerichteten Zuges ist.
Die nach innen gerichtete Molekularkraft, welche das Molekül
bzw. den Träger des soeben betrachteten Elektrons festhält, kann
nach einer im II. Teil angegebenen Gleichung (6b) angenähert
KV = PW/oc gesetzt werden, wo P der innere Druck (= a/W in
VAN DER WAALs' Gleichung), cc die Oberflächenspannung und V
i7) Vgl. die Note 14.