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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0017
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Probleme komplexer Moleküle I.

(A. 27) 17

sierten Molekülen mit Komplexbildung zusammenhängt und durch
diese verursacht ist. Die Nichtabdampfbarkeit der Komplexe
— im Falle der Lösung durch Anlagerung einer Anzahl von Lö-
sungsmittelmolekülen an das gelöste Molekül gebildet — kann nur
Folge vergrößerter Molekularkräfte sein, welche von Seiten der
Masse der Lösung auf die Komplexe ausgeübt werden, sodaß diese
an der Oberfläche stärker in das Innere gezogen werden, als die
bloßen Lösungsmittelmoleküle; denn die lebendigen Kräfte der
Wärmebewegung, welche die Verdampfung entgegen den Mole-
kularkräften bewirken, sind bei gleicher Temperatur für Moleküle
aller Art gleich groß. Unsere Grundannahme impliziert daher
schon die Forderung, daß Komplexe stärker ins Innere der Flüssig-
keit gezogen werden als einfache Moleküle, woraus unmittelbar
folgt, daß die Konzentration der Komplexe an der Oberfläche ver-
ringert sein muß, wie es der obige Satz verlangt, und da unsere
Grundannahme keine Voraussetzung über die chemische Natur der
Moleküle enthält, können jene Kraftunterschiede und damit auch
die Konzentrationsunterschiede nur vom Volumen der Komplexe
(von der Zahl der angelagerten Lösungsmittelmoleküle) abhängen,
wofür unser Satz in der Tat den einfachsten möglichen quanti-
tativen Ausdruck darstellt.
Zum Verständnis des Dampfdruckgesetzes der Lö-
sungen^). — Nehmen wir also unseren Satz über die Oberflächen-
konzentration (Gl. 5) als die einfachste, unserem Grundgedanken
entsprechende Möglichkeit von vornherein als gegeben an,
so folgt mit der aus demselben Grundgedanken ebenfalls in höchst
einfacher Weise gewonnenen Gl. 4 unmittelbar das genannte
Dampfdruckgesetz, nämlich die Gl. 4a, welche die Dampfspannungs-
erniedrigung verdünnter Lösungen richtig angibt, als nur ab-
hängig von der Zahl und nicht von der Natur der gelösten
Moleküle.
Eben diese letztere Besonderheit des Dampfdruckgesetzes
mußte immer schon angezeigt haben, daß es sich dabei nur um
sehr einfache, vermutlich rein geometrische Verhältnisse handeln
könne. Nun auch wirklich hervortreten zu lassen, daß dem
so ist, scheint mir ein besonderer Vorzug unserer Betrachtungs-
weise zu sein. Es spielen in dieser Betrachtungsweise die speziellen

23) Dieses Gesetz — Gl. 4a — müßte wohl gerechterweise mit den
vier Namen BABo, WüLLNER, OsiwALD, RAouLT verknüpft werden.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., math.-nat. Kl. A. 1914. 27. Abh. 2
 
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