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Lenard, Philipp [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0033
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Probleme komplexer Moleküle II.

(A. 28) 33

Das Zerreißen der Tropfen — welches vorkommt, sobald die
Durchmesser über 5 mm steigen, und welches andauernd wieder-
holt stattfindet, ohne daß das Wasser zur Erde gelangen kann,
solange eine aufsteigende Luftgeschwindigkeit über 8 m/Sek. bei
genügendem Wasserreichtum vorhanden ist (s. 1. c. S. 251 ff.) —-
wird elektrisch unwirksam sein, wenn es ohne die Lostrennung
kleinster Wasserpartikel vor sich geht, wie es in wirbellosem Luft-
strome der Fall ist, wo jeder große Tropfen in der vorerwähnten
Weise in einen regelmäßigen Kranz kleinerer Tropfen zerfällt.
Elektrisch wirksam wird dagegen das Zerreißen sein, wenn solche
Lostrennung stattfindet, was am meisten in sehr stark wirbelnder
oder stoßweise bewegter Luft Vorkommen kann, wo die Luft-
geschwindigkeit räumlich bez. zeitlich zwischen sehr weiten Gren-
zen variiert und also die Bedingungen für die eigentümliche, auf
S. 29 erörterte Beschleunigungsverteilung an den Tropfenober-
flächen vorhanden sind. Man kann die Erscheinung solchen Zer-
reißens am Ventilator beobachten, wenn er bei sehr großer Ge-
schwindigkeit unregelmäßig funktioniert oder wenn keine Vor-
sorge zur Abschwächung der Wirbel getroffen ist; in derartigem
Luftstrom können genügend große Tropfen explosionsartig zu
Staub zerrissen werden (vgl. 1. c. S. 256). Der elektrische Effekt
kann dann dem des Zersprühers gleich erwartet werden, weichen
wir oben (S. 28) zu rund KL^ Coulombs pro cnV Wasser gemessen
hatten, und dieser Effekt kann zur Erzeugung eines Gewitters
genügen^).
Die besondere Art des Zerreißens des Wassers, welche also nach
unserer Vorstellung über den Ursprung des Wasserfalleffektes für
diese elektrische Wirkung notwendig ist, macht den wechselnden
Erfolg bei den Nachahmungsversuchen im Laboratorium, zugleich
5?) Schon KOHLRAUSCH schätzte die in einer blitzenden Gewitterwolke
vorhandene Elektrizitätsmenge zu etwa 100 Coulombs, entsprechend 10 Wom
lombs/cnü bei einer Flächenausdehnung der Wolke von nur 1 knü. Nimmt
man die gesamte schwebende Wassermenge zu 1 cnF/cm^ an, was einer
lokalen Gesamtregenhöhe von 10 mm entspricht, so würden für jeden Blitz
10 s Coulombs pro cnP Wasser entwickelt werden müssen, und dies würde
nach obigem Resultate der Fall sein, wenn die gesamte schwebende Wasser-
menge 10 mal wiederholt den wirksamen Prozeß der Oberflächenzerreißung
durchgemacht hat, was bei intensiver Tätigkeit wohl in wenigen Minuten
der Fall sein kann (vgl. die hydrodynamischen Daten 1. c. 1904, S. 258).
Bereits Herr G. C. SiMPsoN hat (l.c.1909) eine ähnlicheBerechnung auf Grund
dervon ihm gemessenen elektrischen Wirkung gegeben.

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., math.-nat. KL A. 1914. 28. Abb.

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