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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0036
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36 (A. 28)

P. Lenard:

werdenden Gaspotentiale im Inneren der Glocke, welche aus ver-
zinntem Eisenblech bestand und mit der Erde verbunden war.
Tab. II gibt die so gemessenen Wirkungen (Relativzahlen) bei den
6 verschiedenen, nach aufsteigender Dichte geordneten GaseiW); in
der letzten Zeile sind noch die um 1 verminderten Dielektrizitäts-
konstanten der Gase (ebenfalls in Relativzahlen) hinzugefügt.
Tabelle II.

Gas
Hs
CH,
Ns
CO
Luft O,
Wasserfallwirkung
1 0,65
0,85
1,00
1,02
1 1,10
Dichte
0,07
0,56
0,97
0,97
1 1,H
D—1
0,47
1,63
1,00
1,21
1 0,95

Man sieht, daß die Wirkungen den Dichten der Gase parallel
gehen, daß aber überhaupt nur geringe Unterschiede vorhanden
sind, etwa wie man es erwarten müßte, wenn das Gas nur mecha-
nisch und also bei geringerer Dichte etwas weniger wirkt. Irgend-
welcher spezifischer Einfluß ist bei keinem der 6 Gase zu bemerken,
obgleich dieselben ihrer elektrochemischen Natur nach voneinander
sehr verschieden sind^); sie erscheinen alle fast indifferent und un-
beteiligt der Wasserfallwirkung gegenüber. Besonders bemerkt

T Vom Wasserdrücke war in den angegebenen Grenzen keine deutliche
Abhängigkeit der Relativzahlen der verschiedenen Gase zu bemerken.
62) Herrn J. J. THOMSONs Resultat, daß Wasserstoff sogar im Zeichen
der Elektrisierung von Luft sich unterscheide (Phil. Mag. 37 S. 341, 1894),
war sowohl mit meinen früher schon veröffentlichten Versuchen gleicher Art
(1. c. 1892, S. 672) in Widerspruch, noch auch konnte ich es später bestätigen,
und auch anderen Beobachtern gelang dies nicht (s. z. B. H. UsENER, Diss.,
Bonn 1895 und neuerdings auch A. CoEHN und H. MozER, 1. c.). Die spezielle
elektrochemische Kontakttheorie des Wasserfalleffektes, welche Herr J. J.
THOMSON besonders durch sein Resultat mit Wasserstoff gestützt glaubte,
ist daher mit Recht, so viel ich sehe, bereits verlassen worden. Die Herren
CoEHN und MozER haben (1. c.) die ursprüngliche, allgemeinere Vorstellung
von Berührungselektrizität zwischen Gas und Flüssigkeit zu Hilfe genommen,
welche nun aber, wie wir sehen, zugunsten der hier in den Vordergrund ge-
stellten Theorie der reinen Flüssigkeitswirkung an Wahrscheinlichkeit ver-
loren hat. Zu bemerken ist, daß die von den Herren CoEHN und MozER zum
Beweise für den Gassitz der Doppelschicht herangezogene elektrische Fort-
führung von Gasblasen in Flüssigkeiten hierzu nicht dienen kann; denn die
Fortführung muß ebensogut erfolgen, wenn die äußere Belegung in der Flüssig-
keit, wie wenn sie im Gase liegt.
 
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