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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0037
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Probleme komplexer Moleküle 11.

(A. 28) 37

sei, daß auch die Dielektrizitätskonstante D des Gases nicht maß-
gebend ist für die Wirkung, wie die letzte Zeile zeigt. Es ist dies
ein besonderes Beweisstück für unsere Auffassung, wonach das
Gas an der Doppelschicht nicht beteiligt ist, worauf wir noch zurück-
kommen (s. Note 77).
Elektrische Doppelschichten an Flüssigkeitsober-
flächen. -— Wie die vorhergehenden Abschnitte zeigen, ist die
durch die Wasserfallwirkung angezeigte elektrische Doppelschicht
nach allem bisher Bekannten mit großer Wahrscheinlichkeit ganz
in der Flüssigkeit zu suchen. Es könnte dann ihre äußere Belegung
identisch sein mit der im V. Kapitel betrachteten Schicht der
weniger komplexen Moleküle. Da indessen auch solche Flüssig-
keiten den Wasserfalleffekt zeigen, bei welchen komplexe Moleküle
nach sonstigen Anzeichen überhaupt nicht vorhanden sind, ist
es wahrscheinlicher, anzunehmen, daß die Doppelschicht zwar
durch dieselben Molekularkräfte hervorgebracht sei, welche die
Trennung verschieden großer Moleküle bewirken, daß es sich
aber hier um einen feineren Trennungsvorgang dieser Art handele.
Es müssen nämlich die senkrecht zur Oberfläche gerichteten
Molekularkräfte K nicht nur die von uns eingehend betrachteten
Verschiebungen der komplexen, massiveren Moleküle nach innen
zu hervorbringen, sondern sie müssen eine Wirkung der gleichen
Art auch auf die beweglichen Teile der einzelnen Mole-
küle ausüben, sei es durch Drehungen oder durch innere Verzer-
rungen der Moleküle, jedesmal so, daß dadurch die massiveren
Teile der Moleküle dem Innern der Flüssigkeit genähert werden.
Diese inneren Massenverschiebungen der an der Oberfläche ge-
legenen Moleküle müssen bei der elektrischen Konstitution der sie
aufbauenden Atome und bei der elektrischen Natur der die Atome
im Molekül zusammenhaltenden (chemischen) Kräfte gleichbedeu-
tend sein mit elektrischen Verschiebungen in Dichtung der Ober-
flächennormalen, d. i. mit der Herstellung einer elektrischen
Doppelschicht an der Oberfläche. Die massiveren Teile der Atome
sind, wie man weiß, mit ihrer positiven Ladung verknüpft^); es
ist also die äußere Belegung der Doppelschicht negativ zu erwar-
ten, und dies ist in Übereinstimmung mit dem negativen Zeichen
°s) Das Wasserstoffatom hätte z. B. ohne seinen Gehalt an positiver
Elektrizität nur einen sehr kleinen Bruchteil seiner Masse; denn die Anzahl
der negativen Quanten in ihm ist jedenfalls nicht sehr groß.
 
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