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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 8. Abhandlung): Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37416#0009
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8(A. 8)

E. A. Wülfing:

hiermit vielleicht in Zusammenhang zu bringen sein. Später aber
hat sich seine Gesundheit durchaus gefestigt, und abgesehen von
Stimmbandaffektionen, die ihm in seinen fünfziger Jahren
zu schaffen machten, erfreute er sich einer ausgezeichneten
Gesundheit, die seine enorme Schaffensfreudigkeit auf das glück-
lichste unterstützte. Erst im hohen Alter wurde er zuweilen von
einem lästigen Blasenleiden heimgesucht, das ihn auch kurz vor
seinem Tode ans Bett fesselte. Eine dazu noch auftretende, schnell
sich ausbreitende Pneumonie war die unmittelbare Todesursache.
Es wird nicht ohne Interesse sein, einiges aus den mit der liebe-
vollen Umständlichkeit der damaligen Zeit verfaßten Zeugnissen
der Schulen in Einbeck und Hildesheim kennen zu lernen. Sicher-
lich sind auch diese Zeugnisse nicht unbeeinflußt gewesen von
dem Maß des Interesses, das der Lehrer im Schüler zu erwecken
vermochte, aber im großen und ganzen scheint das Gesamturteil
merkwürdig genau auf das Bild zu passen, das ich mir immer
von der Begabung meines verehrten Lehrers und Freundes ge-
macht habe.
im Zeugnis des Progymnasiums heißt es in einem allgemeinen
Urteil: ,,Die Natur hat ihn mit sehr guten Geistesgaben aus-
gestattet, namentlich ist sein Verstand so scharf und klar, wie
man es von einem Knaben dieses Alters nur erwarten kann;
seihst eine gewisse Feinheit des Geistes ist ihm nicht abzusprechen,
die ihn befähigt, auch verstecktere Beziehungen aufzufinden/'
Im Abiturientenzeugnis werden seine Leistungen in Deutsch,
Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch überall mit den besten
Zensuren und daneben noch mit vielen lobenden Erwähnungen
beurteilt. So wird im Deutschen ein seltener Grad von geistiger
Durchbildung, große Beife des Urteils, sowie auch sein Erfolg beim
Studium einiger älterer Dialekte hervorgehoben. Im Lateinischen
wird das ungewöhnliche Interesse an dem Inhalt der alten Lite-
ratur betont, und im Englischen seine Korrektheit und Gewandt-
heit gelobt. Im Hebräischen soll er allerdings ,,nicht richtig und
geläufig gelesen, eine geringe copia vocabulorum und mittelmäßige
Kenntnis der Grammatik" besessen haben; aber wer will denn
heute noch beurteilen, wer diesen ihn offenbar nicht fesselnden
Unterricht geleitet hat ? Bemerkenswerter scheint mir, daß
er es in Mathematik und Physik zu einem nicht ganz so glän-
zenden Abschluß brachte. ,,Bis auf die Trigonometrie sind die
mathematischen Kenntnisse zusammenhängend und kann das
 
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