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Goldschmidt, Victor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1921, 12. Abhandlung): Über Complikation und Displikation — Heidelberg: Winter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.56266#0013
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Über Complikation und Displikation.

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der hexameren Korallen. Es ist von Interesse, das schematische

Bild in Zittels Paläontologie1 (Fig. 5) mit unserem Bild der freien

Zone (Fig. 6) zu vergleichen.2 Beide
mögen deshalb untereinander hier
abgedruckt werden. Charakterist-
isch ist für die vorliegende Entwick-
lung, wie für andere Entwicklungen
in der Natur, daß sich zwischen je
zwei Alte ein Junges eindrängt, ent-
standen durch das Zusammenwir-
ken der beiden Alten.
Ein Bild der Verteilung, wie
sie der Complikation entspricht,
gibt der 2-, 3-, 5-zehige Fuß und
die menschliche Hand. Die Fin ger
der Hand zeigen die Normalreihe
N2 — 011 2 oo und es liegt die

Fig. 5.
Entwicklung der Septen der
hexameren Korallen.


Vermutung nahe,
daß unser Gesetz
deren Grund-Anlage
vorgezeichnet hat.
Ähnlich ist es bei
den Blättern. Sollte
die Verteilung der
Blattnerven auf
dem gleichen Gesetz


beruhen, so dürfte
man sich über die
Ähnlichkeit gewisser

Fig. 6.
Entwicklung der Krystallformen in der
freien Zone.

Blätter mit dem Hahnenfuß oder der Hand nicht wundern.

Einwand. Die Entwicklungsgeschichte der Tiere zeigt die
5 Finger und Zehen hervorgegangen aus Verminderung einer größeren
Zahl.3 Dieser Einwand ist vielleicht keine Widerlegung. Denn das
einfache Prinzip arbeitet sich oft erst spät aus dem Gewirr der
mannigfachen Anläufe durch. Die Welt ist nicht nach einfachem
Plan gebaut. Sie entwickelt sich aus dem Chaos;

1 1880. 1. 215 nach Milne Edwards und Haine.
2 Zeitschr. f. Kryst. 1897. 28. 21.
3 Professor L. Edinger in Frankfurt, ein genauer Kenner der Entwicklungs-
geschichte, machte mir diesen Einwand.
 
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