Über Complikation und Displikation.
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Ist es nun wahr, daß das Auge sowohl als der die Gesichts-
Eindrücke verarbeitende Geist sich beide nach dem Gesetz der Com-
plikation entwickelt haben, so dürfen wir erwarten, daß dies Gesetz
sich in der absichtlichen Anordnung der Dinge zu einem gefälligen
(harmonischen) Ganzen ausspricht.
Versuch. Unmittelbar tritt dies Gesetz hervor bei Gegenständen
verschiedener Form und Größe, die z. B. auf einem Wandbrett oder
Kamin in einer Reihe gefällig geordnet sind. Das Bedürfnis nach
Harmonie gibt ihnen bestimmte Folge nach Größe und Abständen.
Es ist erst befriedigt, wenn diese Ordnung hergestellt ist. In der
Regel wird die von Einem hergestellte Anordnung auch den An-
deren gefallen. Ja es werden Viele unabhängig für dieselben Gegen-
stände die gleiche Anordnung treffen.
i 111 - _Ak_
Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10.
Fig. 8—10 geben Beispiele solcher Anordnung. Man vergleiche
sie mit Fig. 5 und 6. Es ist wieder die Einschiebung eines Kleineren
zwischen zwei Größere. Die horizontalen freien Stücke (hier der
Unterlage angehörend) sind dabei wesentlich. Der Grund, warum
das Gesetz sich gerade in diesem Fall so deutlich zeigt, ist die Ein-
fachheit der Bedingungen: die Anordnung in einer Ebene (entspre-
chend der freien Zone in der Krystallographie) und die Gleichgültig-
keit der Gegenstände. Der Versuch läßt sich leicht anstellen. Noch
unbefangener ist die Prüfung ah schon durch Andere aufgestellten
Gegenständen.
Symmetrie und Harmonie. Symmetrie ist ein spezieller Fall
der Harmonie. Sie entspricht der Entwicklung aus zwei gleichen
Primärkräften (Fig. 6, 8 — 10). Es gibt aber auch harmonische An-
ordnung ohne Symmetrie. Setzen wir in obigem Beispiel eine
große Figur außer der Mitte, so ist damit die harmonische Ordnung
der übrigen vorgezeichnet (Fig. 11). Diese unsymmetrische Anord-
nung entspricht in der Krystallographie der freien Entwicklung
zwischen zwei ungleichen Primärkräften. Man vergleiche Fig. 11
mit 12, letztere gibt das Bild krystallographischer Entwicklung zwi-
schen zwei Primärkräften von der ungleichen Intensität 100 und 25.1
1 Vgl. Zeitschr. f. Kryst. 1897. 28. S. 22.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, Mathemat.-naturw. Kl. Abt. A. 1921. 12. Abh. 2
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Ist es nun wahr, daß das Auge sowohl als der die Gesichts-
Eindrücke verarbeitende Geist sich beide nach dem Gesetz der Com-
plikation entwickelt haben, so dürfen wir erwarten, daß dies Gesetz
sich in der absichtlichen Anordnung der Dinge zu einem gefälligen
(harmonischen) Ganzen ausspricht.
Versuch. Unmittelbar tritt dies Gesetz hervor bei Gegenständen
verschiedener Form und Größe, die z. B. auf einem Wandbrett oder
Kamin in einer Reihe gefällig geordnet sind. Das Bedürfnis nach
Harmonie gibt ihnen bestimmte Folge nach Größe und Abständen.
Es ist erst befriedigt, wenn diese Ordnung hergestellt ist. In der
Regel wird die von Einem hergestellte Anordnung auch den An-
deren gefallen. Ja es werden Viele unabhängig für dieselben Gegen-
stände die gleiche Anordnung treffen.
i 111 - _Ak_
Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10.
Fig. 8—10 geben Beispiele solcher Anordnung. Man vergleiche
sie mit Fig. 5 und 6. Es ist wieder die Einschiebung eines Kleineren
zwischen zwei Größere. Die horizontalen freien Stücke (hier der
Unterlage angehörend) sind dabei wesentlich. Der Grund, warum
das Gesetz sich gerade in diesem Fall so deutlich zeigt, ist die Ein-
fachheit der Bedingungen: die Anordnung in einer Ebene (entspre-
chend der freien Zone in der Krystallographie) und die Gleichgültig-
keit der Gegenstände. Der Versuch läßt sich leicht anstellen. Noch
unbefangener ist die Prüfung ah schon durch Andere aufgestellten
Gegenständen.
Symmetrie und Harmonie. Symmetrie ist ein spezieller Fall
der Harmonie. Sie entspricht der Entwicklung aus zwei gleichen
Primärkräften (Fig. 6, 8 — 10). Es gibt aber auch harmonische An-
ordnung ohne Symmetrie. Setzen wir in obigem Beispiel eine
große Figur außer der Mitte, so ist damit die harmonische Ordnung
der übrigen vorgezeichnet (Fig. 11). Diese unsymmetrische Anord-
nung entspricht in der Krystallographie der freien Entwicklung
zwischen zwei ungleichen Primärkräften. Man vergleiche Fig. 11
mit 12, letztere gibt das Bild krystallographischer Entwicklung zwi-
schen zwei Primärkräften von der ungleichen Intensität 100 und 25.1
1 Vgl. Zeitschr. f. Kryst. 1897. 28. S. 22.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, Mathemat.-naturw. Kl. Abt. A. 1921. 12. Abh. 2