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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0026
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L. van Werveke:

Vorkommen von Thiede als ganz ungeeignet für Schlußfolgerun-
gen an.1)
Mit Recht, meinen Wai-jnschaffe-Schucht (S. 241 — 242), wird von
den Vertretern der Windlehre besonderes Gewicht auf das Vorkommen
einer reinen Landschneckenfauna im echten Löß gelegt. Im Bördelöß
fehlt sie nach allgemeiner Annahme. Soviel ich weiß, gibt nur Korn
an, im Löß des Wein-Berges bei Hohenwarthe vereinzelte Land-
schnecken gefunden zu haben.2) Durch alleiniges Vorkommen von
Landschnecken unterscheidet sich der echte Löß vom Sandlöß, der
aueh Süßwasserschnecken führt. Der Sandlöß bei Straßburg beherbergt
aber nach Schumacher (S. 17,1), 38) ganz vorwiegend Landschnecken,
nämlich etwa 96 °/o —■ vor allem Succinea oblonga Drap., wenige Pro-
zente Helix, Vallonia, Pupa und selten Clausilia —, und nur etwa
4 °/o Süßwasserschnecken (Limnaeus und Planorbis). Dasselbe ist der
Fall bei den Schnecken, welche die jährlichen Hochwasser des Neckars
im Überschwemmungsgebiet absetzen.3) Die gleiche Beobachtung hat
Brokmeyer am Rhein, an der Mosel und an der Isar gemacht (vergl.
oben S. 23 Anm. 1). Ist es, mit Rücksicht auf das große Vorherr-
schen der Landschnecken im Sandlöß, wirklich richtig, aus dem Fehlen
der Süßwasserschnecken im echten Löß auf ganz andere Absatzver-
hältnisse zu schließen, und läßt sich dasselbe bei gleichbleibendem Ab-
satzmittel nicht auf andere Weise erklären? Der Sandlöß stellt einen
Übergang der Schotter und Sande der Zwischeneiszeiten zu dem eis-
zeitlichen reinen Löß dar. Das Zurücktreten der Süßwasserschnecken
geht also mit einer Abnahme der Wärme Hand in Hand, und konnte
diese dem Leben der Süßwasserschnecken nicht schließlich ein Ziel
setzen? Die betonte Schneckenfreiheit des Magdeburger Bördelößes
ist bei der geringen Entfernung vom Eisrande nicht auffallend, wenn
man einen Absatz in gestautem Schmelzwasser annimmt, wohl aber,
wenn er in einer Steppe entstanden sein soll. Gerade bei Magdeburg
ist, wie Keilhack4) hervorhebt, der Abstand des Lößes von der Sücl-
x) Über clie Gliederung des Diluviums in Braunschweig. — Jahrb. Preuß.
Geol. L. A. für 1914, Bd. 35, T. 2, H. 2, 292.
2) Der Westsporn des Fläming. Jalirb. Preuß. Geol. L. A. für 1916, Bd. 37,
T. 2, H. 1, 138. — Handelt es sich um wirklich im Löß vorkommende oder
heute auf dem Löß lebende Lößschnecken? Vgl. Geyer, S. 28 dieses Aufsatzes.
3) E. W. Benecke u. E. Cohen, Geognost. Beschreibung der Umgegend von
Heidelberg, H. 3, Straßburg 1881, S. 263.
4) Die Nordgrenze des Löß in ihren Beziehungen zum nordischen Diluvium.
Z.D.G. G. Bd. 70, 1918, 79.
 
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