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Cohnheim, Otto; Klee, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 3. Abhandlung): Zur Physiologie des Pankreas — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37617#0016
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16 (B. 3)

Otto Cohnheim und Ph. Klee :

bloßen Anblick etwas entscheiden ließ, ergab sich, daß die Se-
kretion der alkalischen Sekrete bei Mehl und auch bei back-
fertigem Teig viel niedriger war als bei Brot. Wir beschlossen,
die Pankreassaftsekretion bei Mehl besonders deshalb zu unter-
suchen, weil es uns als möglich erschien, daß sich hier inter-
essante Beziehungen zwischen der äußeren und der inneren
Sekretion des Pankreas ergeben würden. Es besteht unter den
klinischen Beobachtern anscheinend Einmütigkeit, daß die Hafer-
kur von von Noorden ein sehr gutes Mittel bei der Behandlung
vieler Diabetiker ist. Nicht nur kommt es während der Kur trotz
der reichlichen Kohlehydratzufuhr im Hafer zu einem starken
Rückgang, ja selbst zu einem vollen Aufhören der Zuckeraus-
scheidung, sondern diese günstige Wirkung einiger Hafertage
dauert längere Zeit an. Eine Erklärung für diese Erfolge der
Haferkur kann bis heute nicht gegeben werden. Es ist daran
gedacht worden, daß der Hafer besondere Stoffe, Fermente oder
Aktivatoren enthielte, die für die Zuckerverbrennung im Organis-
mus von Wichtigkeit wären. Klotz15) schreibt neuerdings den
Darmbakterien die Hauptrolle bei der günstigen Wirkung des
Hafermehls zu. Diese Ansicht von Klotz widerspricht den Be-
obachtungen von Best, der fand, daß Mehlbrei wenigstens bei
Zusatz von Butter im Dünndarm vollständig resorbiert wird.
Eine stärkere Bakterienwirkung kann aber wohl erst im Dickdarm
angenommen werden. Jedenfalls ist die Wirkung des Hafermehls
vorhanden, aber durchaus nicht aufgeklärt, und wir hielten es
für richtig, die Verdauung des Hafermehls und des Weizenmehls
einmal zu untersuchen. Wir versuchten zunächst mit der gleichen
Technik auszukommen wie bei den unter II genannten Versuchen,
stießen dabei aber auf die Schwierigkeit, daß der dicke Brei,
der sich bei der Verbitterung von Weizenmehl und besonders
von Hafermehl aus der Duodenalfistel entleerte, sich nicht voll-
ständig in den Dünndarm einspritzen ließ. Wenn eine gewisse
Menge eingelaufen war, so lief etwas zurück und mischte sich
dem ausfließenden Pankreassaft bei. Es scheint, als ob der
dicke, mit relativ wenig Magensaft vermischte Brei im Dünn-
darm sehr langsam forttransportiert wird. Nun hätten wir die
Einspritzung über einen sehr langen Zeitraum ausdehnen können,
aber wir wußten von früheren Versuchen, daß es unzulässig ist,

16) Klotz, Münch, med. Wochenschr., 1911. Daselbst Literatur.
 
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