4 (B. 4)
W. Erb:
weisenden Tatsachen der Grund gelegt für unsere heutige Er-
kenntnis, daß in der Tat beide in erster Linie von der Sy-
philis ab hängen, daß sie überhaupt so gut wie niemals ohne
vorausgegangene Lues auftreten, wenn auch noch allerlei Hilfs-
ursachen nicht ausgeschlossen sind.
Ich will hier nicht eingehen auf den historischen Gang und auf
irgendwelche näheren Details dieser Entwicklung.
Nur über die einzelnen Phasen derselben, speziell für die
Tabes, einige kurze Bemerkungen!
In Deutschland war ich der erste, der die von Frankreich
(Fournier, Grasset, Vulpian u. a.) ausgegangene Lehre, daß
die Tabes von der Syphilis ausgelöst werde, einer genaueren Prü-
fung unterzog und sie durchaus bestätigte. Aber sie fand zunächst
allgemeinen, meist recht schlecht begründeten Widerspruch.
25 Jahre hartnäckigen Kampfes (meine erste Arbeit erschien 1879,
die letzte 1904!), in dem ich sehr bald nicht mehr allein stand,
sondern einen reichen Kranz hervorragender Mitstreiter fand,
führten endlich zu einem vollen Siege, auf Grund reichen und
zuverlässigen statistischen Materials und einer Fülle von schla-
genden klinischen Erfahrungen. Soweit eine solche Beweisführung
mit klinischen und statistischen Daten überhaupt möglich war,
ist sie gelungen, und seit dem Beginn unseres Jahrhunderts konnte
für ruhig denkende und verständige Ärzte kein Zweifel mehr sein,
daß die Tabes (und ebenso die Paralyse) in weitaus den meisten,
wenn nicht in allen Fällen von der Lues bedingt, also, wie man
treffend sagte, ,,syphilogenen Ursprungs“ sei.
Das war die erste Phase des Kampfes.
Die zweite Phase läßt sich charakterisieren durch die Ein-
führung der QuiNCKESchen Lumbalpunktion und ihre diagnostische
Anwendung auch auf die Syphilis und ihre Folgezustände. Man
fand in dem Lumbalpunktat bei gummösen zerebrospinalen Er-
krankungen eine auffallende Vermehrung der Leukozyten und
speziell der Lymphozyten, eine Pleozytose, und erachtete sie als
wertvollen Beweis für die syphilitische Natur der Erkrankungen
des ZNS.; und man fand sie auch konstant, mehr oder weniger
hochgradig bei Tabes und Paralyse. — Doch auch dies war noch
kein absolut sicherer Beweis (da eine solche Pleozytose gelegentlich
auch bei anderen zentralen Erkrankungen ohne Lues vorkommt);
immerhin konnte dieser Befund auch damals schon recht entschieden
für die echt-syphilitische Natur dieser Erkrankungen sprechen.
W. Erb:
weisenden Tatsachen der Grund gelegt für unsere heutige Er-
kenntnis, daß in der Tat beide in erster Linie von der Sy-
philis ab hängen, daß sie überhaupt so gut wie niemals ohne
vorausgegangene Lues auftreten, wenn auch noch allerlei Hilfs-
ursachen nicht ausgeschlossen sind.
Ich will hier nicht eingehen auf den historischen Gang und auf
irgendwelche näheren Details dieser Entwicklung.
Nur über die einzelnen Phasen derselben, speziell für die
Tabes, einige kurze Bemerkungen!
In Deutschland war ich der erste, der die von Frankreich
(Fournier, Grasset, Vulpian u. a.) ausgegangene Lehre, daß
die Tabes von der Syphilis ausgelöst werde, einer genaueren Prü-
fung unterzog und sie durchaus bestätigte. Aber sie fand zunächst
allgemeinen, meist recht schlecht begründeten Widerspruch.
25 Jahre hartnäckigen Kampfes (meine erste Arbeit erschien 1879,
die letzte 1904!), in dem ich sehr bald nicht mehr allein stand,
sondern einen reichen Kranz hervorragender Mitstreiter fand,
führten endlich zu einem vollen Siege, auf Grund reichen und
zuverlässigen statistischen Materials und einer Fülle von schla-
genden klinischen Erfahrungen. Soweit eine solche Beweisführung
mit klinischen und statistischen Daten überhaupt möglich war,
ist sie gelungen, und seit dem Beginn unseres Jahrhunderts konnte
für ruhig denkende und verständige Ärzte kein Zweifel mehr sein,
daß die Tabes (und ebenso die Paralyse) in weitaus den meisten,
wenn nicht in allen Fällen von der Lues bedingt, also, wie man
treffend sagte, ,,syphilogenen Ursprungs“ sei.
Das war die erste Phase des Kampfes.
Die zweite Phase läßt sich charakterisieren durch die Ein-
führung der QuiNCKESchen Lumbalpunktion und ihre diagnostische
Anwendung auch auf die Syphilis und ihre Folgezustände. Man
fand in dem Lumbalpunktat bei gummösen zerebrospinalen Er-
krankungen eine auffallende Vermehrung der Leukozyten und
speziell der Lymphozyten, eine Pleozytose, und erachtete sie als
wertvollen Beweis für die syphilitische Natur der Erkrankungen
des ZNS.; und man fand sie auch konstant, mehr oder weniger
hochgradig bei Tabes und Paralyse. — Doch auch dies war noch
kein absolut sicherer Beweis (da eine solche Pleozytose gelegentlich
auch bei anderen zentralen Erkrankungen ohne Lues vorkommt);
immerhin konnte dieser Befund auch damals schon recht entschieden
für die echt-syphilitische Natur dieser Erkrankungen sprechen.