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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0019
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Metasyphilis des Nervensystems.

(B. 4) 19

Gewebe unabweisbar auf. Das ist jedoch ein Thema, das zu einer
eingehenden Erörterung, so verlockend auch eine solche wäre,
noch lange nicht reif ist.
Aber schon die Tatsache des bedeutenden Überwiegens der
gleichartigen konjugalen Metalues fällt hier doch sehr er-
heblich ins Gewicht und legt uns Vorsicht in den Schlußfol-
gerungen auf.
Es ist aber jedenfalls wünschenswert, daß die Frage einmal
unter diesem Gesichtspunkt genauer studiert und durch eine grö-
ßere Statistik beleuchtet werde. Und dabei wäre es von beson-
derem Interesse, gerade die Verhältnisse bei der hereditären
Metalues der noch nicht geschlechtsreifen Kinder, die
ja auch an Tabes und Paralyse erkranken können, einmal genauer
zu erforschen. Es scheint mir, daß bei so jugendlichen Individuen
die Verschiedenheiten sich mehr verwischen als bei Erwachsenen;
doch kann dieser Eindruck ein trügerischer sein und muß jeden-
falls durch weitere Forschungen an größerem Material fixiert
werden.
7. Warum sind die metaluetischen Erkrankungen so
sehr viel resistenter gegen unsere Therapie? Warum
sind sie, besonders die Paralyse, nahezu unheilbar?
Warum prallen unsere erprobtesten Heilmittel für die 3 ersten
Stadien der Syphilis (das Hg, das Jod und auch das Salvarsan) bei
diesem spätesten Stadium nahezu wirkungslos ab ?
Diese Fragen von höchster praktischer Wichtigkeit sind ja
schon lange und viel erörtert ; hat man ja doch gerade die angeb-
liche Wirkungslosigkeit der spezifischen Therapie bei der Tabes
und Paralyse stets als einen der Hauptgründe gegen deren syphi-
logenen Ursprung ins Feld geführt!
Auch hier würde die Hypothese von Ehrlich von den ver-
änderten biologischen Eigenschaften der Spirochäten (und
ihrer Toxine, Antigene, Antikörper usw.) wohl die nächstliegende
Antwort geben. Dieselben müssen sehr viel resistenter gegen die
medikamentösen Einwirkungen geworden sein; wir müssen suchen,
neue und intensiver wirkende Präparate zu finden, wie dies Ehr-
lich auch schon angeregt hat, um diese Widerstände zu überwinden.
Aber noch eine andere Deutungsmöglichkeit liegt vor. Man
hat ausgesprochen, daß es vielleicht die anatomischen Verhält-
nisse, die verdeckte und geschütztere Lagerung der Spiro-
 
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