28 (B. 4)
W. Erb:
für die Paralytiker die ersteren Autoren 2,1%, die anderen 4,67%.
(Diese größere Zahl der Paralytiker bei den Offizieren mag wohl
auf den größeren Schädigungen durch den Beruf und die Lebens-
führung gerade dieser Gesellschaftsklasse beruhen.)
Die ersteren finden 3,7% Metalues im ganzen (bei Frauen
nur 0,55%), die letzteren aber 6,27% (oder nach der neueren
Korrektur 7,51 %) hei luetisch Infizierten.
Nehmen wir also, um allen möglichen Fehlerquellen Rechnung
zu tragen (Möglichkeit der noch späteren Erkrankung in den relativ
frischen — 11 Jahre nach der Infektion kontrollierten —Fällen),
mindestens 6% oder selbst 10% Metalues bei diesen Männern an!
Die sich somit ergehende und erlaubte Schlußfolgerung wäre,
daß die biologische Umwandlung der Spirochäten in die
beiden Unterarten der ,,Lues nervosa“, die tabische und die
paralytische, nur in ca. 6—10% der Fälle von Syphilis
erfolgt.
Oder müssen wir etwa annehmen, daß jede Syphilis oder
doch die meisten Fälle diese allmählich sich herausbildenden
„nervösen Unterarten“ produziert und dann wieder und unter
gewissen Bedingungen zur Tabes oder Paralyse führt ? Es wäre
ja immerhin denkbar, daß diese Umwandlung durch eine bestimmte
biologische Eigenart der infizierten Individuen begünstigt würde;
bei diesen wäre also eine bestimmte „Disposition“ vorauszusetzen,
die zur Bildung des metaluetischen Giftes führt und sie damit der
Gefahr der Tabes oder Paralyse aussetzt. Wenn Oskar Fischer
in seinen Erörterungen schon derartiges angedeutet hat mit der
Annahme, daß Menschen, die von Trägern einer „leichten Lues“
(nervosa!) infiziert werden, später eine größere Chance haben,
Metalues zu bekommen1), auch wenn ihre Lueslieferanten gar nicht
oder erst viel später an Metalues erkranken, so ließe sich ja das
vielleicht durch die Passage des Giftes durch einen solchen „prä-
disponierenden“ oder „prädisponierten“ Organismus auch erklären;
viel näher aber liegt doch wohl die Annahme einer schon von vorn-
herein dem Virus inhärenten metaluetischen Qualität.
Wir stoßen damit auf eine Reihe der schwierigsten bio-
1) Auch Mattauschek und Pilcz betonen in ihrer zweiten Arbeit
wieder aufs neue, daß die Tabes in der Mehrzahl der Fälle auf ungewöhn-
lich leicht und ohne Recidive verlaufende Lues und auf solche folgt,
die nicht oder nur ganz ungenügend behandelt wurden.
W. Erb:
für die Paralytiker die ersteren Autoren 2,1%, die anderen 4,67%.
(Diese größere Zahl der Paralytiker bei den Offizieren mag wohl
auf den größeren Schädigungen durch den Beruf und die Lebens-
führung gerade dieser Gesellschaftsklasse beruhen.)
Die ersteren finden 3,7% Metalues im ganzen (bei Frauen
nur 0,55%), die letzteren aber 6,27% (oder nach der neueren
Korrektur 7,51 %) hei luetisch Infizierten.
Nehmen wir also, um allen möglichen Fehlerquellen Rechnung
zu tragen (Möglichkeit der noch späteren Erkrankung in den relativ
frischen — 11 Jahre nach der Infektion kontrollierten —Fällen),
mindestens 6% oder selbst 10% Metalues bei diesen Männern an!
Die sich somit ergehende und erlaubte Schlußfolgerung wäre,
daß die biologische Umwandlung der Spirochäten in die
beiden Unterarten der ,,Lues nervosa“, die tabische und die
paralytische, nur in ca. 6—10% der Fälle von Syphilis
erfolgt.
Oder müssen wir etwa annehmen, daß jede Syphilis oder
doch die meisten Fälle diese allmählich sich herausbildenden
„nervösen Unterarten“ produziert und dann wieder und unter
gewissen Bedingungen zur Tabes oder Paralyse führt ? Es wäre
ja immerhin denkbar, daß diese Umwandlung durch eine bestimmte
biologische Eigenart der infizierten Individuen begünstigt würde;
bei diesen wäre also eine bestimmte „Disposition“ vorauszusetzen,
die zur Bildung des metaluetischen Giftes führt und sie damit der
Gefahr der Tabes oder Paralyse aussetzt. Wenn Oskar Fischer
in seinen Erörterungen schon derartiges angedeutet hat mit der
Annahme, daß Menschen, die von Trägern einer „leichten Lues“
(nervosa!) infiziert werden, später eine größere Chance haben,
Metalues zu bekommen1), auch wenn ihre Lueslieferanten gar nicht
oder erst viel später an Metalues erkranken, so ließe sich ja das
vielleicht durch die Passage des Giftes durch einen solchen „prä-
disponierenden“ oder „prädisponierten“ Organismus auch erklären;
viel näher aber liegt doch wohl die Annahme einer schon von vorn-
herein dem Virus inhärenten metaluetischen Qualität.
Wir stoßen damit auf eine Reihe der schwierigsten bio-
1) Auch Mattauschek und Pilcz betonen in ihrer zweiten Arbeit
wieder aufs neue, daß die Tabes in der Mehrzahl der Fälle auf ungewöhn-
lich leicht und ohne Recidive verlaufende Lues und auf solche folgt,
die nicht oder nur ganz ungenügend behandelt wurden.