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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0011
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Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen (B. 5.) 11

oder das Myzelium eines Pilzes als die Einheit annimmt, auf die
man die Ausdrücke bezieht. Viel schwieriger liegt die Entschei-
dung für den hoch gegliederten Organismus einer Blütenpflanze.
Gehen wir z. B. aus von den Wachstums- und teilungsfähigen
Zellen des Vegetationspunktes einer Knospe, so kann man diese
als eine Einheit bezeichnen und alles, was auf sie einwirkt, als
äußere Bedingung. Aber der direkte Einfluß der Außenwelt ist
sehr viel geringer als der Einfluß, der auf sie durch die Zellen der
anderen Organe der Pflanze: Stengel, Blätter, Wurzeln, aus-
geübt wird, d. h. durch die inneren Bedingungen der betreffenden
Zellen. Diese Korrelationen in der Pflanze sind, wie längst be-
kannt, von allergrößter Bedeutung. Doch so verwickelt sie sein
mögen, an der prinzipiellen Auffassung der Dinge wird nichts
geändert.
Denn wenn eine bestimmte Knospe, z. B. durch Wachstums-
vorgänge an anderen Stellen, die den Zustrom von Nahrung in
Beschlag nehmen, zur Buhe verurteilt wird, so ist das für sie eine
äußere Bedingung. Gehe ich von der höheren Einheit des Indi-
viduums aus, so vollzieht sich die Änderung allerdings ganz im
Innern. Aber diese Wachstumsvorgänge sind selbst wieder durch
bestimmte Außenbedingungen hervorgerufen, und diese haben
indirekt die Ruhe der Knospe herbeigeführt, so daß doch die eigent-
liche Außenwelt das Verhalten der Knospe bestimmt. Also durch
die Korrelationen werden die Wirkungen der für das Individuum
äußeren Faktoren oft durch zahllose Zellen hindurch bis zu den
entwicklungsfähigen Teilen z. B. einer Knospe übermittelt und
beeinflussen ihre Entwicklungsrichtung genau so, als wenn ich die
Knospe mir isoliert denke und auf sie den betreffenden Außen-
faktor direkt einwirken lasse.
Diese Darlegung der Grundbegriffe, die für die Beurteilung
des Verhältnisses von Pflanze und Außenwelt entscheidend sind,
sollen dazu dienen, einige Probleme der Formbildung und Ent-
wicklung etwas näher zu erläutern.
3. Potentielle Variationsbreite.
Wenn man Individuen einer Spezies, d. h. solche mit gleicher
spezifischer Struktur, vergleicht, so treten zahlreiche formale Ver-
schiedenheiten uns entgegen. Selbst bei dein gleichen Individuum
finden sich Variationen in der Form der Organe besonders auf-
fallend bei den Blättern, aber ebenso bei andern Organen. In
 
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