Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 23
Daraus schließt er, daß es sich um einen in der spezifischen Struktur
begründeten Generationszyklus der Alge handelt. Harper sagt
(1908, S. 295): ,,It is interesting to know as Klebs has shown
that environmental factors may he so manipulated as to force the
plant to grow or to reproduce at the experimenters will, but it
is not to be forgotten that the inner Organisation of the plant
cell itself provides the capacity for a definite cyclic form of develop-
ment under practically uniform external conditions1,
and that it is in this fashion, that the plant actually grows and
reproduces itself in nature.“ Man muß sich allerdings fragen,
wozu man überhaupt Versuche anstellt. Es ist in der Tat sehr
viel einfacher und bequemer, durch das bloße Anschauen eines
solchen Teiches sich eine Ansicht über die Entwicklung einer Pflanze
zu bilden. Ich fürchte nur, daß die Wissenschaft ihr ehrwürdiges
Haupt über diese Methodik ein wenig schütteln wird. Denn wer
dürfte es wagen zu behaupten, daß in einem Teich, wo hundert-
tausende Zellen des Wassernetzes Übereinanderliegen, wo alle
möglichen anderen Organismen, Bakterien, Pilze, Algen, Tiere der
mannigfachsten Art nebeneinander leben, wo im Laufe der Zeit
Änderungen der Temperatur, des Lichtes, der chemischen Zu-
sammensetzung eintreten müssen, practically uniform conditions
herrschen ? Wenn ein Chemiker in einem Topf mit einer Mischung
aller möglichen unbekannten Substanzen eine Veränderung beob-
achtet, z. B. die Ausfällung eines Körpers, so wird er nicht anders
Vorgehen, als den Körper zu isolieren und seine Eigenschaften für
sich zu studieren. Es wird ihm nie in den Sinn kommen, ohne
diese Versuche über die Gründe der Veränderung in der Mischung
irgend etwas auszusagen.
Zahlreiche Entwicklungsvorgänge, namentlich bei Algen, sind
noch völlig unerforscht, weil es bisher nicht gelungen ist, sie jeder-
zeit zu kultivieren, und ohne diese Technik sind Studien über
die Physiologie der Entwicklung sehr eingeschränkt. Aber auch
bei Pilzen, die man kultivieren kann, treten Schwierigkeiten auf,
die als Einwand gegen die Geltung meiner Folgerungen angeführt
worden sind. Es gibt Pilze, die auch unter verschiedenartigen
Kulturbedingungen nur Myzelwachstum zeigen oder noch häufiger
Konidien bilden, aber nie zu der höheren Fruchtform gelangen;
die Sporen mancher Pilze, z. B. der Trüffeln, lassen sich bisher auf
keine Weise zur Keimung bringen. Diese Fälle bedeuten keinen Ein-
1 Von mir gesperrt.
Daraus schließt er, daß es sich um einen in der spezifischen Struktur
begründeten Generationszyklus der Alge handelt. Harper sagt
(1908, S. 295): ,,It is interesting to know as Klebs has shown
that environmental factors may he so manipulated as to force the
plant to grow or to reproduce at the experimenters will, but it
is not to be forgotten that the inner Organisation of the plant
cell itself provides the capacity for a definite cyclic form of develop-
ment under practically uniform external conditions1,
and that it is in this fashion, that the plant actually grows and
reproduces itself in nature.“ Man muß sich allerdings fragen,
wozu man überhaupt Versuche anstellt. Es ist in der Tat sehr
viel einfacher und bequemer, durch das bloße Anschauen eines
solchen Teiches sich eine Ansicht über die Entwicklung einer Pflanze
zu bilden. Ich fürchte nur, daß die Wissenschaft ihr ehrwürdiges
Haupt über diese Methodik ein wenig schütteln wird. Denn wer
dürfte es wagen zu behaupten, daß in einem Teich, wo hundert-
tausende Zellen des Wassernetzes Übereinanderliegen, wo alle
möglichen anderen Organismen, Bakterien, Pilze, Algen, Tiere der
mannigfachsten Art nebeneinander leben, wo im Laufe der Zeit
Änderungen der Temperatur, des Lichtes, der chemischen Zu-
sammensetzung eintreten müssen, practically uniform conditions
herrschen ? Wenn ein Chemiker in einem Topf mit einer Mischung
aller möglichen unbekannten Substanzen eine Veränderung beob-
achtet, z. B. die Ausfällung eines Körpers, so wird er nicht anders
Vorgehen, als den Körper zu isolieren und seine Eigenschaften für
sich zu studieren. Es wird ihm nie in den Sinn kommen, ohne
diese Versuche über die Gründe der Veränderung in der Mischung
irgend etwas auszusagen.
Zahlreiche Entwicklungsvorgänge, namentlich bei Algen, sind
noch völlig unerforscht, weil es bisher nicht gelungen ist, sie jeder-
zeit zu kultivieren, und ohne diese Technik sind Studien über
die Physiologie der Entwicklung sehr eingeschränkt. Aber auch
bei Pilzen, die man kultivieren kann, treten Schwierigkeiten auf,
die als Einwand gegen die Geltung meiner Folgerungen angeführt
worden sind. Es gibt Pilze, die auch unter verschiedenartigen
Kulturbedingungen nur Myzelwachstum zeigen oder noch häufiger
Konidien bilden, aber nie zu der höheren Fruchtform gelangen;
die Sporen mancher Pilze, z. B. der Trüffeln, lassen sich bisher auf
keine Weise zur Keimung bringen. Diese Fälle bedeuten keinen Ein-
1 Von mir gesperrt.