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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0026
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26 (B. 5.)

G. Klebs.

faltung der Blüten kann man, wenn alles andere bereits in der
Entwicklung abgeschlossen ist, noch die Blütenfarbe verändern.
Die inneren Bedingungen können noch stärker festgelegt er-
scheinen, und wir kommen zu Entwicklungsvorgängen, die an-
scheinend so unabhängig von der Außenwelt sind, daß man als
letzten Rettungsanker den Gedanken der erblichen Fixierung be-
nutzt. Die Erscheinungen, daß eine Pflanzenart zu bestimmter
Zeit im Jahre blühen oder zur Ruhe übergehen muß, oder daß die
Organe wie Wurzeln, Blüten u. dgl. an einem ganz bestimmten
Ort am Stengel entstehen, gehören zu dieser Gruppe von angeblich
erblich fixierten Vorgängen des Pflanzenlebens. Überlegt man sich
die Folgerungen, die sich aus dem Begriff der spezifischen Struktur
und des Kausalprinzipes ergeben, so kommt man zu dem Resultat,
daß das zeitliche oder räumliche Gebundensein irgend
eines Vorganges nicht in der spezifischen Struktur
allein begründet sein kann. Zur näheren Erläuterung nehme
ich die Blütezeit.
Es gibt in unserem Klima einige Gewächse wie das allverbrei-
tete Bellis perennis, das zu allen Zeiten des Jahres, auch im Winter,
blühen kann. Durch besondere Kulturmethoden vermag der Gärt-
ner die Blütezeit mancher Pflanzen auf andere Jahreszeiten zu
verschieben, wie bei Hyazinthen, Tulpen u. dgl. Die Mehrzahl der
Phanerogamen zeichnet sich aber durch, eine sehr konstante Blüte-
zeit aus, und man trifft daher immer wieder auf die Ansicht,
daß sie eben erblich fixiert sei. Was soll damit eigentlich gesagt
sein ? Zunächst nur die Tatsache, daß die Nachkommen einer
reinen Spezies zur gleichen Zeit des Jahres blühen wie die Mutter
pflanze. Das ist eine selbstverständlich notwendige Folge der
spezifischen Struktur, vorausgesetzt — und diese Voraussetzung
macht man dabei stillschweigend —, daß die Bedingungen, unter
denen die Pflanze lebt, sich in den aufeinander folgenden Jahren
wiederholen, was auch im Durchschnitt tatsächlich geschieht.
Nicht selbstverständlich, sondern im höchsten Grade merkwürdig
würde es aber sein, wenn es in der spezifischen Struktur liegen
würde, überhaupt in einer bestimmten Jahreszeit zu blühen. Vom
kausalen Standpunkt müßte man folgern, daß die Pflanze zu jeder
Jahreszeit blühen könne, sobald man genau für die Bedingungen
sorgte, die in der freien Natur wirksam sind und die spezifische
Struktur zwingen zu blühen. Alles kommt demgemäß darauf an,
 
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