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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0028
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28 (B. 5.)

G. Klebs.

1911). In einem Klima mit dem Wechsel trockener und feuchter
Jahreszeiten wird sehr wahrscheinlich —genauere Untersuchungen
fehlen noch — der Mangel an Feuchtigkeit die Ruhe mancher Arten
hervorrufen. In einem Klima mit ziemlich gleichmäßigen Bedin-
gungen der Temperatur, der Feuchtigkeit, des Lichtes, wie in den
Tropen, beobachtet man Pflanzen, die in einem beständigen Wachs-
tum begriffen sind (Klebs, 1912).
Aber gerade in den Tropen gibt es Pflanzen, besonders einige
Baumarten, die trotz des gleichmäßigen Klimas einen periodischen
Wechsel von Wachstum und Ruhe zeigen. Daraus zog man (Schim-
per, 1898) und zieht noch heute (Volkens, 1912) den Schluß,
daß dieser Rhythmus ein von der Außenwelt unabhängiger Vor-
gang, d. h. für uns völlig unbegreiflich sei. Schimper (1898,
S. 262) ging sogar soweit, die Auffassung zu verteidigen, daß es
für die Natur der Pflanze allgemein notwendig sei, aus inneren
Gründen zeitweilig zu ruhen — eine Ansicht, die, abgesehen von
allen anderen theoretischen Einwänden, mit den vorhin erwähn-
ten Tatsachen in Widerspruch steht. Diese Auffassung ruht aber
auch für die tropischen Bäume auf einer höchst unsicheren Basis.
Denn sie läßt unbeachtet, daß der Baum nicht bloß von Licht
und Luft lebt, sondern mit seinem Wurzelsystem tief in den Boden
dringt und aus ihm neben Wasser die Nährsalze saugt. Es wäre
wirklich sehr merkwürdig, wenn der Nährsalzgehalt keinen Ein-
fluß auf die Intensität des Wachstums haben sollte, da jeder Ver-
such im Laboratorium diesen Einfluß nachweisen kann. Deshalb
liegt der Gedanke sehr nahe (vergl. auch Berthold 1904 S. 242),
daß Schwankungen im Nährsalzgehalt des Bodens für den Eintritt
von Wachstum bzw. Ruhe entscheidend sein können. Man denke
sich einen tropischen Baum in dem Zeitpunkt, wo er alle seine
Blätter entfaltet auf Kosten der vorher etwa aufgespeicherten Nähr-
salze sowie der direkt aus dem Boden bezogenen. Da der Gehalt
an löslichen Nährstoffen auch in den Tropen ein begrenzter ist,
so kann bei starkem Verbrauch dieser Gehalt unter ein gewisses
Minimum sinken, der Baum gerät allmählich in Ruhe. Langsam
diffundieren die Salze aus tieferen Lagen nach dem erschöpften
Boden, oder sie werden durch Zerstörung alter Blätter und Zweige
frei. Der Nährsalzgehalt steigt über das Minimum, der Baum
kann von neuem wachsen.
Meine Versuche bestätigen für gewisse Arten diese Auffassung;
es gelingt sogar, in unserem Klima mit dem ungünstigen Winter
 
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