Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 31
herigen Versuche mit ihrem negativen Erfolg keinen Beweis
liefern. Wenn wir eine Knospe mit wachstumsfähigen Zellen
haben, so kann die Potenz zum Wachsen doch nicht verschwin-
den; die tatsächliche Ruhe kann nur durch die besondere Be-
schaffenheit der inneren Bedingungen hervorgerufen werden; die
dadurch bewirkte Hemmung kann schließlich nur durch die Außen-
welt vermittelt worden sein. Aus dieser Voraussetzung folgt, daß
die inneren Bedingungen auch so verändert werden müßten,
daß die Ruhe aufgehoben wird.
Zahlreiche Forscher haben sich mit Erfolg bemüht, die Ruhe
der Winterknospen bis zu einem hohen Grade aufzuheben. Ich
erinnere an die Arbeiten von Johannsen, Howard, Molisch u. a.
Wir beobachten eine ganze Stufenreihe von Spezies, z. B. der Weide,
deren Knospen jederzeit zum Wachstum zu bringen sind, zu solchen,
die erst durch stärkere Mittel: Narkose, Warmbad, Trocken-
heit, Frost u. dgl. zu frühzeitigem Treiben veranlaßt werden
können, z. B. Syringa, bis zu solchen, deren Ruhe fast unan-
greifbar erscheint wie bei der Eiche und Buche. Gerade die
Buche (Fagus silvatica) ist von verschiedensten Seiten in Angriff
genommen worden, meist ohne Erfolg. Lakon (1912, S. 573)
gelang es in neuester Zeit mit Hilfe der Nährsalze nach vorher-
gehendem mehrtägigem Trocknen die Knospen bereits am Anfang
des Winters zu einem gewissen Wachstum, wenn auch noch nicht
zur völligen Entfaltung, zu bringen. Mit einer neuenMetho de,
der e 1 e k tri sehen Bestrahlung, konnte ich im Januar
die Entfaltung abgeschnittener Buchenzweige zu
vollster Frühjahrsprachthervorrufen; es ist wohl keinem
Zweifel unterworfen, daß die Ruhe auch noch früher sich wird
aufheben lassen. Alles spricht dafür, daß diese Ruhe nur auf
dem besonderen Zustand der inneren Bedingungen beruht.
Wenn man jetzt weiter fragt, worin die wachstumshemmende
W irkung der inneren Bedingungen zu suchen sei, so kann man
vorläufig nur mit einer Hypothese antworten. Ich nehme an, daß
in den ruhenden Knospen, Knollen usw. die Konzentration der
aufgespeicherten organischen Stoffe wie Zucker, Stärke, Fett
u. dgl., einen zu hohen Grad erreicht. Je nach der spezifischen
Struktur der Pflanze wird bald durch diesen, bald durch jenen
Außenfaktor, bald auch durch Kombinationen mehrerer das Wachs-
tum eingeschränkt, während die Bildung der organischen Stoffe
herigen Versuche mit ihrem negativen Erfolg keinen Beweis
liefern. Wenn wir eine Knospe mit wachstumsfähigen Zellen
haben, so kann die Potenz zum Wachsen doch nicht verschwin-
den; die tatsächliche Ruhe kann nur durch die besondere Be-
schaffenheit der inneren Bedingungen hervorgerufen werden; die
dadurch bewirkte Hemmung kann schließlich nur durch die Außen-
welt vermittelt worden sein. Aus dieser Voraussetzung folgt, daß
die inneren Bedingungen auch so verändert werden müßten,
daß die Ruhe aufgehoben wird.
Zahlreiche Forscher haben sich mit Erfolg bemüht, die Ruhe
der Winterknospen bis zu einem hohen Grade aufzuheben. Ich
erinnere an die Arbeiten von Johannsen, Howard, Molisch u. a.
Wir beobachten eine ganze Stufenreihe von Spezies, z. B. der Weide,
deren Knospen jederzeit zum Wachstum zu bringen sind, zu solchen,
die erst durch stärkere Mittel: Narkose, Warmbad, Trocken-
heit, Frost u. dgl. zu frühzeitigem Treiben veranlaßt werden
können, z. B. Syringa, bis zu solchen, deren Ruhe fast unan-
greifbar erscheint wie bei der Eiche und Buche. Gerade die
Buche (Fagus silvatica) ist von verschiedensten Seiten in Angriff
genommen worden, meist ohne Erfolg. Lakon (1912, S. 573)
gelang es in neuester Zeit mit Hilfe der Nährsalze nach vorher-
gehendem mehrtägigem Trocknen die Knospen bereits am Anfang
des Winters zu einem gewissen Wachstum, wenn auch noch nicht
zur völligen Entfaltung, zu bringen. Mit einer neuenMetho de,
der e 1 e k tri sehen Bestrahlung, konnte ich im Januar
die Entfaltung abgeschnittener Buchenzweige zu
vollster Frühjahrsprachthervorrufen; es ist wohl keinem
Zweifel unterworfen, daß die Ruhe auch noch früher sich wird
aufheben lassen. Alles spricht dafür, daß diese Ruhe nur auf
dem besonderen Zustand der inneren Bedingungen beruht.
Wenn man jetzt weiter fragt, worin die wachstumshemmende
W irkung der inneren Bedingungen zu suchen sei, so kann man
vorläufig nur mit einer Hypothese antworten. Ich nehme an, daß
in den ruhenden Knospen, Knollen usw. die Konzentration der
aufgespeicherten organischen Stoffe wie Zucker, Stärke, Fett
u. dgl., einen zu hohen Grad erreicht. Je nach der spezifischen
Struktur der Pflanze wird bald durch diesen, bald durch jenen
Außenfaktor, bald auch durch Kombinationen mehrerer das Wachs-
tum eingeschränkt, während die Bildung der organischen Stoffe