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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34596#0011
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Im Jahre 1911 erschien eine äußerst merkwürdige Arbeit
aus der Feder von E. YuNG\ dem Professor der Zoologie in
Genf. Sie ist nur anderthalb Seiten lang und legt in kurzen und
bündigen Worten dar, daß die einem jeden bekannte Wein-
bergschnecke gegen alle Arten von Licht un-
empfindlich, also vollkommen blind sei.
Etliche in früheren Arbeiten behaupteten Lichtreaktionen
dieses Tieres werden z. T. bestritten, wie die von WiLLEM^, der
es für schwach leukophil erklärt hatte und ihm die Fähigkeit
zusprach, Gegenstände in einer Entfernung von wenigen Milli-
metern zu erkennen; oder sie werden gar nicht berücksichtigt,
noch nachuntersucht, wie die Beobachtung NAGELS^ über den
Beschattungsreflex der Helixarten. YuNGs Schlußsatz, der wört-
lich angeführt sein möge, lautet folgendermaßen: «En resume
l'Escargot des vignes n'est dermatoptique ä aucun degre et ses
yeux ne lui sont visuellement d'aucun usage.»
Diese Behauptung fordert trotz der großen Bestimmtheit,
mit der sie ausgesprochen wird, unleugbar zum Widerspruch
heraus. — Die Weinbergschnecke besitzt wie alle Pulmonaten
ein wohlausgebildetes, differenziertes Auge mit Retina, Pigment,
Linse, Cornea und Augennerv. Nicht das geringste morpholo-
gische Anzeichen spricht dafür, daß dies Organ irgendwie seinem
Gebrauch entfremdet und rudimentär wäre. Daß das Auge von
funktioniert, und zwar als optischer Apparat funk-
tioniert, ist folglich vom wohlbegründeten Standpunkt des Mor-
phologen aus ein logisches Postulat, dessen Fallenlassen zu den
absonderlichsten Schlußfolgerungen führen müßte.
Könnte es wirklich nachgewiesen werden, daß dies Auge
nicht dem Lichtsinn der Schnecke dient, so müßte man entweder
* YuNG, E., De l'insensibilite ä la lumiere et de la c6cite de l'Escargot
des vignes. Comptes rendus Ac. sc. Paris, T. 153. 1911.
2 WiLLEM, VicTOR, La vision chez les Gastropodes Pulmon&g. Archives
de Biologie. T. 12. 1892.
3 NAGEL, W., Beitrag zur Kenntnis des Lichtsinnes augenloser Tiere.
Biolog. Centralbl. Bd. 14. 1894.
 
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