Metadaten

Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34596#0017
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten. (B. 1) 9

nach kürzester Zeit die Bewegungen von neuem zu beginnen.
Hiermit ist bewiesen, daß es die Augen sind, mit deren Hilfe
und pcwnüm die sie umgebende Helligkeit vornehm-
lich wahrnehmen. Der absonderlichen Behauptung YuNGs, die
Weinbergschnecke sei blind, ist damit der Boden entzogen.
Versuch Nr. 2. Das Reagieren der Schnecken auf
Belichtungswechsel.
Über das Benehmen von poumUu bei mehr oder weniger
plötzlicher Änderung der Beleuchtung findet sich bei YuNG der
folgende Passus: «Le passage subit de l'Escargot de l'ombre
ou de l'obscurite totale ä une vive hindere n'est suivi d'aucune
reaction appreciable. Ni la lumiere directe du soleil, ni celle
emanant d'un puissant foyer electrique ne provoque l'invagina-
tion ou meme la simple retraction des grands tentacules.)) Ich
bin in der Lage diese Angaben vollinhaltlich zu bestätigen, nur
ist damit die Frage nach der Reaktion der Schnecken auf Be-
lichtungswechsel offenbar noch langn nicht gelöst. YuNG ist hier
in sehr merkwürdiger Weise verfahren, indem er anscheinend
stets nur den Übergang vom Dunklen ins Helle, niemals das Um-
gekehrte studierte. Nach dieser Forschungsmethode könnte man
freilich bei recht vielen Tieren vollständige Unempfindlichkeit
für Lichtreize feststellen. Nun ist aber einem jeden, der sich mit
der Bewegungsphysiologie niederer Tiere beschäftigt hat, gerade
der sogenannte Beschattungsreflex eine wohlbekannte Er-
scheinung. Er findet sich bei Würmern, Echinodermen, zahl-
reichen Mollusken, Girripedien und anderen Tieren und äußert
sich meist in dem raschen Zurückziehen exponierter Körperteile,
sobald ein Schatten auf dieselben fällt; bei plötzlicher Verstärkung
der Belichtung tritt dagegen keine Reaktion ein. Dieser Reflex,
der ganz deutlich eine Schutzbewegung gegenüber herannahenden
und nach dem Tiere schnappenden Feinde darstellt, wurde nun
von NAGEL* schon vor langer Zeit auch bei der Weinbergschnecke
festgestellt; YuNG muß also nicht nur die ganze sonstige Litera-
tur über den Beschattungsreflex unbekannt sein, sondern auch
diese Beobachtung über die Weinbergschnecke selbst, sonst hätte
er diesem Tiere unmöglich die Lichtempfindlichkeit glatt ab-
sprechen können. NAGEL schreibt p. 812: ,,Wird eine Gehäuse-
i NAGEL, W. A., Ein Beitrag zur Kenntnis des Lichtsinns augenloser
Tiere. Biol. Centralbl. Bd. 14. 1894.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften