10 (B.l)
W. V. BuDDENBROCK:
Schnecke (TTe^zA ponmhu oder 77. nachdem sie längere
Zeit in keiner Weise gestört und gereizt worden ist, plötzlich von
einem Schatten getroffen, so zieht sie sich mehr oder weniger
heftig zusammen. Beide Fühlerpaare pflegen momentan einge-
stülpt und der Kopf rückwärts gezogen zu werden. Nicht selten
zieht sich das ganze Tier ins Haus zurück." Es ist äußerst leicht,
sich von der Richtigkeit der NAGELschen Beobachtung zu über-
zeugen, wenigstens bei 77. ponMüm. Man hat nichts nötig, als
zwischen die Lichtquelle und die Schnecke rasch irgend einen
undurchsichtigen Gegenstand zu schieben, und man wird sehen,
daß häufig die Tentakel ganz eingezogen oder mehr oder weniger
stark verkürzt werden; macht man den Gegenversuch mit einer
Glasscheibe, so tritt keinerlei Reaktion ein. Dies beweist, daß
nicht etwa der Luftzug, den man beim Einschieben des Gegen-
standes zwischen Lichtquelle und Schnecke schiebt, die Ursache
der Bewegung des Tieres ist, sondern diese wirklich in der Herab-
minderung der Belichtung zu sehen ist. NAGEL schreibt weiter-
hin: ,,Diese skioptische Empfindlichkeit ist nicht an die Augen
geknüpft, sondern ist, wie bei manchen Muscheln eine Eigenschaft
der Haut. Werden der Schnecke beide Augen durch Abschneiden
der Endanschwellungen des längeren Fühlerpaares genommen,
so tritt nach einer kurzen Erholungspause die beschriebene skiop-
tische Reaktion noch fast unverändert ein." Auch dies kann ich
indirekt bestätigen, indem nach meinen Erfahrungen eine Be-
schattung der Fühlerspitzen allein niemals eine Reaktion zur
Folge hat. Wir sind somit in der Lage, die Behauptung YuNGs:
«L'Escargot des vignes n'est dermatoptique ä aucun degre»
durchaus zurückzuweisen.
Bei 77. vermochte ich merkwürdigerweise entgegen
den so bestimmten Angaben NAGELS den Beschattungsreflex
nicht nachzuweisen, alles was ich mitunter bemerkte, war ein
ganz leichtes Zucken der Fühlerspitzen. Ob hier ein Unterschied
zwischen den einzelnen Lokalrassen vorliegt, oder ob meine Ver-
suchstiere infolge ungünstiger Lebensbedingungen diesen Reflex
verloren haben, vermag ich nicht zu entscheiden.
Versuch Nr. 3. Das optische Erkennen von Gegen-
ständen.
Wir wissen aus Versuch 1, daß sich die Schnecken bei ihren
Wanderungen häufig mit Hilfe des Lichtsinnes orientieren, was
W. V. BuDDENBROCK:
Schnecke (TTe^zA ponmhu oder 77. nachdem sie längere
Zeit in keiner Weise gestört und gereizt worden ist, plötzlich von
einem Schatten getroffen, so zieht sie sich mehr oder weniger
heftig zusammen. Beide Fühlerpaare pflegen momentan einge-
stülpt und der Kopf rückwärts gezogen zu werden. Nicht selten
zieht sich das ganze Tier ins Haus zurück." Es ist äußerst leicht,
sich von der Richtigkeit der NAGELschen Beobachtung zu über-
zeugen, wenigstens bei 77. ponMüm. Man hat nichts nötig, als
zwischen die Lichtquelle und die Schnecke rasch irgend einen
undurchsichtigen Gegenstand zu schieben, und man wird sehen,
daß häufig die Tentakel ganz eingezogen oder mehr oder weniger
stark verkürzt werden; macht man den Gegenversuch mit einer
Glasscheibe, so tritt keinerlei Reaktion ein. Dies beweist, daß
nicht etwa der Luftzug, den man beim Einschieben des Gegen-
standes zwischen Lichtquelle und Schnecke schiebt, die Ursache
der Bewegung des Tieres ist, sondern diese wirklich in der Herab-
minderung der Belichtung zu sehen ist. NAGEL schreibt weiter-
hin: ,,Diese skioptische Empfindlichkeit ist nicht an die Augen
geknüpft, sondern ist, wie bei manchen Muscheln eine Eigenschaft
der Haut. Werden der Schnecke beide Augen durch Abschneiden
der Endanschwellungen des längeren Fühlerpaares genommen,
so tritt nach einer kurzen Erholungspause die beschriebene skiop-
tische Reaktion noch fast unverändert ein." Auch dies kann ich
indirekt bestätigen, indem nach meinen Erfahrungen eine Be-
schattung der Fühlerspitzen allein niemals eine Reaktion zur
Folge hat. Wir sind somit in der Lage, die Behauptung YuNGs:
«L'Escargot des vignes n'est dermatoptique ä aucun degre»
durchaus zurückzuweisen.
Bei 77. vermochte ich merkwürdigerweise entgegen
den so bestimmten Angaben NAGELS den Beschattungsreflex
nicht nachzuweisen, alles was ich mitunter bemerkte, war ein
ganz leichtes Zucken der Fühlerspitzen. Ob hier ein Unterschied
zwischen den einzelnen Lokalrassen vorliegt, oder ob meine Ver-
suchstiere infolge ungünstiger Lebensbedingungen diesen Reflex
verloren haben, vermag ich nicht zu entscheiden.
Versuch Nr. 3. Das optische Erkennen von Gegen-
ständen.
Wir wissen aus Versuch 1, daß sich die Schnecken bei ihren
Wanderungen häufig mit Hilfe des Lichtsinnes orientieren, was