Metadaten

Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34596#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten. (B. 1) 11
nur so zu verstehen ist, daß sie auf irgend welche optisch wahr-
genommene Punkte zukriechen. Wir wissen ferner, wie ich voraus-
greifen möchte, daß die Helixarten in keiner deutlich erkennbaren
Weise heliotropisch sind, daß sie also nicht nach dem hellsten
oder dunkelsten Punkt ihrer Umgebung hinstreben. Halten wir
beides zusammen, so ergibt sich daraus, daß sie sich nach irgend
welchen ihnen besonders auffallenden Gegenständen richten und
folglich eine gewisse Fähigkeit besitzen müssen, gewisse Gegen-
stände mit Hilfe ihrer Augen zu unterscheiden, und zwar aus
einer nicht unbeträchtlichen Entfernung.
Verfolgt man indessen diese Frage in der Literatur, so kommt
man zu einem gänzlich anderen Resultat. Von einigen älteren
Autoren abgesehen, die nur gelegentliche Beobachtungen bringen,
haben sich STAHL und WiLLEM mit dieser Frage näher beschäftigt.
Beide kamen übereinstimmend zu der .Auffassung, daß die
Schnecken Gegenstände nur aus der ganz minimalen Entfernung
von wenigen Millimetern zu erkennen vermögen. YuNG endlich
leugnet auch diese Fähigkeit durchaus. Wir müssen zunächst
die Gründe kennen lernen, welche diese drei Autoren zu ihrer
jeweiligen Anschauung führten.
Dem Botaniker STAHL^ verdanken wir den hübschesten Ver-
such, der bisher auf dem Gebiete der Sinnesphysiologie der Land-
schnecken gemacht wurde. Er schreibt p. 15: ,,Wird ein Exem-
plar von czAereo-TAger auf eine befeuchtete Tischplatte
gelegt und sanft in horizontaler Richtung angehaucht, so wird
das Tier, vorausgesetzt, daß die Luftbewegung nicht zu stark
ist, nicht weiter durch das Anhauchen affiziert. Bringt man aber
zwischen sich und das Tier einen Fruchtkörper eines Pilzes, so
daß die nach dem Tier hin bewegte Luft über den Pilz streift,
so sieht man, wie die Schnecke sofort ihr Verhalten ändert. Sie
mag z. B. den Kopf vom Experimentator abgewendet haben;
bald richtet sie denselben auf, um die großen Tentakel hin und
her zu bewegen; nicht lange, und das Tier wendet den Vorder-
körper um und steuert, wenn man weiter bläst, direkt auf den
Pilz los. Erst in allernächster Nähe kommt der Ge-
sichtssinn zur Geltung. Wird nämlich, wenn das Tier schon
vielleicht nur noch einen Zentimeter vom Pilz entfernt ist, nun-
i STAHL, E-, Pflanzen und Schnecken. Eine biologische Studie über
die Schutzmittel der Pflanzen gegen Schneckenfraß. Jenaische Zeitschr.
Bd. 22. 1888.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften