12 (B.1)
W. Y. BUDDENBROOK:
mehr von der entgegengesetzten Seite dasselbe über eine viel
weiter entfernte Peziza angehaucht, so sieht man häufig das Tier
noch umkehren und den näherhegenden Gegenstand, den es offen-
bar noch nicht mit dem Gesichtssinn erkannt hat, für den wei-
teren verlassen, dessen Gegenwart durch den Geruchssinn ver-
raten wird. Erst wenn das Tier in die nächste Nähe des
Pilzes gekommen ist, läßt es sich nicht mehr in der
angegebenen Weise von seiner Beute weglocken/'
Dieser Versuch zeigt in der denkbar anschaulichsten Weise,
daß Limax seine Nahrung mit Hilfe des Geruchssinnes aufsucht,
dagegen scheint mir der Schluß, den STAHL über den Gesichts-
sinn daraus zieht, nicht zuzutreffen. Viel näher liegt offenbar
die Deutung, daß, wenn die Schnecke in nächste Nähe des ersten
Pilzes gelangt ist, der direkte Geruch desselben stärker wirkt als
der angewehte des ferner liegenden. Ich halte also das Phänomen
für eine reine Wirkung des Geruchssinnes.
Daraus ist natürlich keineswegs zu folgern, daß die Schnecke
den Pilz überhaupt nicht sieht, sondern nur, daß heim Aufsuchen
der Nahrung der Geruch die Hauptsache ist und das Auge dabei
wahrscheinlich gar keine Rolle spielt.
Ganz ähnlich liegt der Fall bei dem einen Versuch von WiLLEM.
Wir lesen p. 65: «Je fais goüter ä un Helix pomatia, ä jeün depuis
plusieurs jours, une gousse de harricot ouverte, objet presentant
une surface notable: 13^1,5 cm. Quand ranimal a commence
ä manger, j'enleve sa proie, puis je le laisse l'atteindre de nouveau,
et cela quelques fois de suite. Enfin, j'introduis la gousse dans
un recipient prismatique en verre, que je ferme par un bouchon.
L'Helice rampant en ligne droite, je place le Systeme parallelement
ä la direction qu'elle suit, tantöt ä sa gauche, tantöt ä sa droite,
de fa$on que la gousse reste constamment ä une distance de 3-6 cm
d'un des yeux du Mollusque. Gelui-ci continue imperturbable-
ment sa route en ligne droite: pendant les onze minutes que dure
l'essai, il longe le recipient, que j Avance de temps en ternps,
sans manifester la moindre perception de sa proie enlevee. Apres
avoir retire la gousse du recipient, je la place ä la meme distance
que lors du premier essai; en quelques secondes, l'Helice se de-
tourne et atteint l'objet.»
Aus diesem Experiment schließt nun WiLLEM, daß die
Schnecke die Schote aus einer Entfernung von 3—6 cm nicht
sieht. Mit welchem Recht aber ?
W. Y. BUDDENBROOK:
mehr von der entgegengesetzten Seite dasselbe über eine viel
weiter entfernte Peziza angehaucht, so sieht man häufig das Tier
noch umkehren und den näherhegenden Gegenstand, den es offen-
bar noch nicht mit dem Gesichtssinn erkannt hat, für den wei-
teren verlassen, dessen Gegenwart durch den Geruchssinn ver-
raten wird. Erst wenn das Tier in die nächste Nähe des
Pilzes gekommen ist, läßt es sich nicht mehr in der
angegebenen Weise von seiner Beute weglocken/'
Dieser Versuch zeigt in der denkbar anschaulichsten Weise,
daß Limax seine Nahrung mit Hilfe des Geruchssinnes aufsucht,
dagegen scheint mir der Schluß, den STAHL über den Gesichts-
sinn daraus zieht, nicht zuzutreffen. Viel näher liegt offenbar
die Deutung, daß, wenn die Schnecke in nächste Nähe des ersten
Pilzes gelangt ist, der direkte Geruch desselben stärker wirkt als
der angewehte des ferner liegenden. Ich halte also das Phänomen
für eine reine Wirkung des Geruchssinnes.
Daraus ist natürlich keineswegs zu folgern, daß die Schnecke
den Pilz überhaupt nicht sieht, sondern nur, daß heim Aufsuchen
der Nahrung der Geruch die Hauptsache ist und das Auge dabei
wahrscheinlich gar keine Rolle spielt.
Ganz ähnlich liegt der Fall bei dem einen Versuch von WiLLEM.
Wir lesen p. 65: «Je fais goüter ä un Helix pomatia, ä jeün depuis
plusieurs jours, une gousse de harricot ouverte, objet presentant
une surface notable: 13^1,5 cm. Quand ranimal a commence
ä manger, j'enleve sa proie, puis je le laisse l'atteindre de nouveau,
et cela quelques fois de suite. Enfin, j'introduis la gousse dans
un recipient prismatique en verre, que je ferme par un bouchon.
L'Helice rampant en ligne droite, je place le Systeme parallelement
ä la direction qu'elle suit, tantöt ä sa gauche, tantöt ä sa droite,
de fa$on que la gousse reste constamment ä une distance de 3-6 cm
d'un des yeux du Mollusque. Gelui-ci continue imperturbable-
ment sa route en ligne droite: pendant les onze minutes que dure
l'essai, il longe le recipient, que j Avance de temps en ternps,
sans manifester la moindre perception de sa proie enlevee. Apres
avoir retire la gousse du recipient, je la place ä la meme distance
que lors du premier essai; en quelques secondes, l'Helice se de-
tourne et atteint l'objet.»
Aus diesem Experiment schließt nun WiLLEM, daß die
Schnecke die Schote aus einer Entfernung von 3—6 cm nicht
sieht. Mit welchem Recht aber ?