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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34596#0024
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16 (B.1)

W. V. BuDDENBROCK:

Sehen der Gehäuseschnecken hauptsächlich auf solche weiter
entfernten Gegenstände sich bezieht, und ich wundere mich, daß
keiner der früheren Autoren diesen Punkt beachtet hat. Wenn,
wie bisher vermutet wurde, die Augen nur in nächster Nähe wirk-
sam wären, dann wäre doch wohl zu erwarten, daß sie das Tier
dauernd dicht über dem Boden trüge.
Ferner erinnern wir uns des Versuchs Nr. 1, welcher lehrte,
daß sich die Schnecken während ihrer Vorwärtsbewegung in irgend
einer Weise mit Hilfe ihres Lichtsinnes orientieren, d. h. daß sie
auf gewisse mit Hilfe ihrer Augen wahrgenommene Gegenstände
zukriechen. Auch dies führt unmittelbar zu dem Schluß, daß sie
auf fernerhegende Gegenstände reagieren, denn erstens kann sich
kein größeres Tier bei seiner Ortsbewegung nach Körpern richten,
die nur 2 mm vor seinen Augen sind, und zweitens gibt es für die
Schnecke, wenn sie auf dem flachen Boden kriecht, und die Fühler
schräg nach aufwärts trägt, gar keine Gegenstände in dieser Nähe.
Auf diesen Überlegungen baut sich die sogleich zu beschrei-
bende Untersuchungsmethode auf, die ich bei TZe^ und
mit bestem Erfolge angewendet habe.
Die Schnecke wird auf einem großen Tisch, der sonst völlig
abgeräumt ist, in die Mitte, gesetzt und zwar unter eine geräumige
farblose Glasglocke. Alsbald fängt sie an zu kriechen und schlägt
dabei gewöhnlich nach kürzester Zeit eine geradlinige Bahn ein.
Wenn sie nun ca. 10 cm von der Wand der Glasglocke entfernt
ist, setzt man in die geradlinige Verlängerung ihres Weges, jedoch
außerhalb der Glocke, irgend einen gut sichtbaren Gegenstand,
dessen Helligkeit möglichst scharf von dem Untergründe absticht,
auf welchem das Tier kriecht. —- Ich wählte eine kleine schwarze
Dose von 2 cm Breite und 4 cm Höhe, während ein großer Bogen
weißes Papier als Unterlage diente. Bei dieser Versuchsanordnung
kann man nun mit Leichtigkeit das folgende beobachten (Abb. 4).
Das Tier kriecht meist noch ein kurzes Stück geradeaus und wendet
sich dann scharf ab, so daß seine Bahn an dem Hindernis vorbei-
führt. In der beigefügten Zeichnung sind die Kriechspuren von
4 Exemplaren von 77. Aor^e^G abgebildet. Das Hindernis ist
schraffiert, die Wand der Glocke durch eine dicht davor laufende
Kurve angedeutet. Der dicke schwarze Strich führt der Kriech-
spur des Tieres entlang, das Kreuz endlich bezeichnet den Punkt,
an welchem ungefähr der Kopf der Schnecke sich befand, als das
Hindernis vor sie hingesetzt wurde. Mit jedem Tier wurden vier
 
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