Die Lichtkompaßbewegungen bei den Insekten. (B. 1) 23
Spiralbewegungen beobachtet. Letztere traten besonders in dif-
fusem Licht und in Dunkelheit auf, genau wie bei unseren Raupen.
DoFLEiN sieht nun in diesen unorientierten Bewegungen den Such-
gang des Tieres, eine Deutung, der ich glaube widersprechen zu
müssen. Ganz wie bei der Raupe scheint mir auch beim Ameisen-
löwen der komplizierte Spiral- und Kreisgang nichts anderes zu
bedeuten als das Unvermögen des Tieres bei Mangel einer direkten
Lichtquelle geradeaus zu laufen. Der eigentliche Suchgang des
Tieres ist wohl erst der geradlinige Lauf.
IV. Die vermutliehe Verbreitung der Liehtkompaßbewegungen
im Tierreich.
Meine eigenen Versuche basieren fast nur auf den Schmetter-
lingsraupen, lediglich mit einem kleinen Laufkäfer habe ich noch
experimentiert; er zeigte die Lichtkompaßbewegungen auf das
deutlichste. Ich entnehme ferner der Arbeit RADLs die Tatsache,
daß zahlreiche andere Insekten auf dem Versuchstisch eine Kreis-
bahn um das Licht zu beschreiben pflegen
PobMey, KAMaPy), wie sie für diese Orientierungsart so überaus
charakteristisch ist. Nehmen wir schließlich die Beobachtungen
SANTSCHis und BRUNS an Ameisen hinzu, sowie den Flammenflug
der zahllosen Nachtinsekten, der einem Experimente gleich zu
achten ist, so kommen wir zu dem Gesamtergebnis, daß sich die
Lichtkompaßbewegungen wohl bei allen Insekten vorfinden
dürften.
Nehmen wir die charakteristische Kreisbewegung als genü-
gendes Beweismittel an, so dürfen wir nach einem RADLSchen
Versuch auch die Spinnen hinzurechnen.
Schließlich verdanke ich einer mündlichen Mitteilung von
Dr. GAST-Neapel die interessante Feststellung, daß auch zahl-
reiche Fische, z. B. Makrelen, in weitem Kreis um die am Boots-
rande befestigte Laterne herumschwimmen. Nach alledem scheinen
also die Lichtkompaßbewegungen recht weit verbreitet zu sein.
Man darf nun aber keineswegs in den Fehler verfallen, diese
Orientierungsmethode als die einzige zu betrachten. Es steht
über allem Zweifel, daß die zweite theoretisch mögliche Art sich
optisch zu orientieren, die des Marschrichtungspunktes, ebenfalls
weit verbreitet ist. Sie setzt indessen eine bei weitem größere
Leistungsfähigkeit des Auges voraus, denn will ich einen Punkt
Spiralbewegungen beobachtet. Letztere traten besonders in dif-
fusem Licht und in Dunkelheit auf, genau wie bei unseren Raupen.
DoFLEiN sieht nun in diesen unorientierten Bewegungen den Such-
gang des Tieres, eine Deutung, der ich glaube widersprechen zu
müssen. Ganz wie bei der Raupe scheint mir auch beim Ameisen-
löwen der komplizierte Spiral- und Kreisgang nichts anderes zu
bedeuten als das Unvermögen des Tieres bei Mangel einer direkten
Lichtquelle geradeaus zu laufen. Der eigentliche Suchgang des
Tieres ist wohl erst der geradlinige Lauf.
IV. Die vermutliehe Verbreitung der Liehtkompaßbewegungen
im Tierreich.
Meine eigenen Versuche basieren fast nur auf den Schmetter-
lingsraupen, lediglich mit einem kleinen Laufkäfer habe ich noch
experimentiert; er zeigte die Lichtkompaßbewegungen auf das
deutlichste. Ich entnehme ferner der Arbeit RADLs die Tatsache,
daß zahlreiche andere Insekten auf dem Versuchstisch eine Kreis-
bahn um das Licht zu beschreiben pflegen
PobMey, KAMaPy), wie sie für diese Orientierungsart so überaus
charakteristisch ist. Nehmen wir schließlich die Beobachtungen
SANTSCHis und BRUNS an Ameisen hinzu, sowie den Flammenflug
der zahllosen Nachtinsekten, der einem Experimente gleich zu
achten ist, so kommen wir zu dem Gesamtergebnis, daß sich die
Lichtkompaßbewegungen wohl bei allen Insekten vorfinden
dürften.
Nehmen wir die charakteristische Kreisbewegung als genü-
gendes Beweismittel an, so dürfen wir nach einem RADLSchen
Versuch auch die Spinnen hinzurechnen.
Schließlich verdanke ich einer mündlichen Mitteilung von
Dr. GAST-Neapel die interessante Feststellung, daß auch zahl-
reiche Fische, z. B. Makrelen, in weitem Kreis um die am Boots-
rande befestigte Laterne herumschwimmen. Nach alledem scheinen
also die Lichtkompaßbewegungen recht weit verbreitet zu sein.
Man darf nun aber keineswegs in den Fehler verfallen, diese
Orientierungsmethode als die einzige zu betrachten. Es steht
über allem Zweifel, daß die zweite theoretisch mögliche Art sich
optisch zu orientieren, die des Marschrichtungspunktes, ebenfalls
weit verbreitet ist. Sie setzt indessen eine bei weitem größere
Leistungsfähigkeit des Auges voraus, denn will ich einen Punkt