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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 1. Abhandlung): Die Lichtkompaßbewegungen bei den Insekten, insbesondere den Schmetterlingsraupen — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34624#0032
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24 (B.l)

W. VONBUDDENBROCK:

meiner Umgebung, der in diesem Falle keine direkte Lichtquelle
zu sein braucht, fixieren und auf ihn zu gehen, so muß ich über
ein gewisses Maß von Bildersehen verfügen. Wir werden folglich
diese Orientierungsart als ein Privilegium höher organisierter
Tiere betrachten dürfen.
Die Lichtkompaßbewegung umgekehrt bedarf nur eines
Auges, das die Richtung des Lichtstrahles zu perzipieren vermag,
und wir sahen, daß sie mit dem primitiven Ocellus ausführbar ist,
sie ist daher wahrscheinlich das vorzugsweise Mittel der niedriger
organisierten Lebewesen.
Das Interessanteste hieran ist nun aber die experimentell
gesicherte Tatsache, daß manche Tiere über beide Orientierungs-
arten zugleich verfügen. BRUN hat festgestellt, daß sich die ^höhe-
ren mit relativ gutem Gesichtssinn ausgerüsteten Ameisen" (For-
nAca $%7zgMzFen) auf ihren Einzelwanderungen im Freien überhaupt
nicht oder doch nur in sehr untergeordnetem Maße nach der
Stellung der Lichtquelle zu richten pflegen . Dagegen tritt
die Lichtorientierung auch bei diesen höheren Ameisen sofort in
ihre Rechte, sobald differenzierte visuelle Einzelkomplexe fehlen
oder ausgeschaltet werden." (BRUx 1914. p. 183 u. 184.)
Wahrscheinlich ist auch diese doppelte Orientierung viel
weiter verbreitet als wir zurzeit wissen. Gerade auf diesen Punkt
wird ein Experimentator auf unserem Gebiet sein Hauptaugen-
merk richten müssen, will er Widersprüche und Irrtümer ver-
meiden. Hierauf möchte ich nachdrücklich hinweisen.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
1. Die Raupe von Fzzzze^n urRcae vermag im Sonnenlicht
völlig geradeaus zu laufen, im Dunkeln dagegen bewegt sie sich
in vielfach verschnörkelten Kurven; sie orientiert sich folglich
durch das Licht.
2. Auf Drehung ihrer Unterlage reagiert sie im Sonnenlicht
durch Gegendrehung, so daß sie ihre anfängliche Bewegungsrich-
tung dauernd beibehält. Dies kann entweder bedeuten, daß sie
auf einen direkt vor ihr liegenden Marschrichtungspunkt zukriecht,
oder aber, daß sie ihre relative Lage zur Sonne beizubehalten sucht,
die Sonnenstrahlen also immer unter gleichem Winkel schneidet.
(Lichtkompaßbewegung.)
 
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