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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 1. Abhandlung): Die Lichtkompaßbewegungen bei den Insekten, insbesondere den Schmetterlingsraupen — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34624#0033
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Die Lichtkompaßbewegungen bei den Insekten. (B. 1) 25

3. Versuch mit künstlichem Licht. Läuft eine Raupe so über
den Experimentiertisch, daß z. B. ihre linke Seite von einer nahe-
stehenden Lichtquelle stark beschienen ist, so kehrt sie nach
Umstellung der Lampe auf ihre rechte Seite sogleich um und
kriecht wie früher links beleuchtet weiter. Die Raupe besitzt folg-
lich die sog. Lichtkompaßorientierung.
4. Die Raupe vermag ihre Richtung spontan zu ändern, auch
kann sie durch fortwährende Drehung im selben Sinne gezwungen
werden, eine neue Richtung einzuschlagen.
5. Orientiert sich das Insekt bei seinen Lichtkompaßbewegun-
gen nach einer ihm nahen Lichtquelle, so ergeben sich die folgen-
den Bewegungsmöglichkeiten: 1. Geradliniger Lauf auf das Licht
zu oder von ihm weg. 2. Kreisbewegung um das Licht herum.
3. Bewegung in einer Spirale, die im Licht endigt oder beginnt.
Alle diese Bewegungen kommen beim Flug der Nachtinsekten zur
Flamme vor, der somit als ein besonderer Fall der Lichtkompaß-
bewegung aufzufassen ist.
6. Der Flug zur Flamme ist also gar kein eigentlicher Photo-
tropismus, was sich auch aus seinen biologischen Beziehungen
ergibt. Er ist daher am besten als ,,Nachtphototropismus" be-
grifflich abzutrennen.
7. Die Lichtkompaßbewegungen haben bei freilebenden Tieren
die Bedeutung, denselben einen geradlinigen Lauf zu ermög-
lichen.
 
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