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V. VON WEIZSÄCKER:
von beiden beim Muskel der Fall ist, so ließe sich der Kreis der
in Betracht kommenden Kontraktionstheorien enger ziehen.
Erst die letzten Jahre haben durch das Theorem von NERNST
die Erkenntnis gebracht, daß die freie Energie der wichtigsten
biologischen Reaktionen, z. B. der Verbrennung des Kohlenstoffs,
so außerordentlich hoch ist, daß Wirkungsgrade denkbar sind,
bei denen eine der ganzen Verbrennungswärme entsprechende
Quantität von Arbeit erscheint. Wirkungsgrade von 100% könn-
ten darnach nicht mehr überraschen. Gerade dieser Umstand
muß aber skeptisch machen, gegen Schlußfolgerungen wie die
zuletzt erwähnten. Denn er zeigt, daß wir beim Muskel, der einen
Nutzeffekt von etwa 30% hat, keinesfalls die freie Energie der
chemischen Reaktionen als mechanische Arbeit erhalten. Der
größere Teil geht verloren. Jene ganze Anwendung der Energie-
sätze setzt also voraus, daß wir die maximale Arbeit wirklich auch
messen können. Davon sind wir jedoch sehr weit entfernt. Nie-
mand kennt die Verluste durch Reibung, Nebenreaktion, die Ver-
schleierung der Daten durch endotherme Prozesse, Grundumsatz
usw.
Viele theoretischen Betrachtungen der älteren und neueren
Literatur erweisen sich hiernach als illusorisch. Das Studium der
Temperaturwirkungeii verliert darum nicht an Bedeutung, denn
die Energetik des Muskels wird, wie sich zeigt, in ganz fundamen-
taler Weise von den Temperaturen beeinflußt. Zuerst hat FiCK
untersucht, wie die Wärmebildung bei maximalen Zuckungen des
Skeletmuskels von der Temperatur abhängt. Merkwürdigerweise
hat dieser hervorragende Forscher offenbar unter dem Einfluß der
Erwartung eines bestimmten Ergebnisses Schlüsse gezogen, die
sich aus seinen eigenen Zahlen gar nicht ziehen ließen. Er hat bei
seinen Schlußergebnissen nur Versuche berücksichtigt, welche eine
Zunahme der Wärmebildung mit steigender Temperatur aufwiesen.
Andere Versuche ergaben das Gegenteil, das Mittel der recht
unregelmäßigen Reihe aber eine geringe Abnahme der Wärme-
bildung isometrisch zuckender Muskeln mit steigender Temperatur.
Augenfällig war nur bei isotonischer Zuckung eine Zunahme der
Wärmebildung unter entsprechenden Umständen. Gerade gegen
diese Versuche aber erheben sich verstärkte technische Bedenken.
Unter Benutzung der mittlerweile erzielten Fortschritte der Methode
bin iclW nun für isometrische Zuckungen zu eindeutigen Ergeb-
nissen gekommen. Für einfache Zuckungen gilt, daß mit Zunahme
V. VON WEIZSÄCKER:
von beiden beim Muskel der Fall ist, so ließe sich der Kreis der
in Betracht kommenden Kontraktionstheorien enger ziehen.
Erst die letzten Jahre haben durch das Theorem von NERNST
die Erkenntnis gebracht, daß die freie Energie der wichtigsten
biologischen Reaktionen, z. B. der Verbrennung des Kohlenstoffs,
so außerordentlich hoch ist, daß Wirkungsgrade denkbar sind,
bei denen eine der ganzen Verbrennungswärme entsprechende
Quantität von Arbeit erscheint. Wirkungsgrade von 100% könn-
ten darnach nicht mehr überraschen. Gerade dieser Umstand
muß aber skeptisch machen, gegen Schlußfolgerungen wie die
zuletzt erwähnten. Denn er zeigt, daß wir beim Muskel, der einen
Nutzeffekt von etwa 30% hat, keinesfalls die freie Energie der
chemischen Reaktionen als mechanische Arbeit erhalten. Der
größere Teil geht verloren. Jene ganze Anwendung der Energie-
sätze setzt also voraus, daß wir die maximale Arbeit wirklich auch
messen können. Davon sind wir jedoch sehr weit entfernt. Nie-
mand kennt die Verluste durch Reibung, Nebenreaktion, die Ver-
schleierung der Daten durch endotherme Prozesse, Grundumsatz
usw.
Viele theoretischen Betrachtungen der älteren und neueren
Literatur erweisen sich hiernach als illusorisch. Das Studium der
Temperaturwirkungeii verliert darum nicht an Bedeutung, denn
die Energetik des Muskels wird, wie sich zeigt, in ganz fundamen-
taler Weise von den Temperaturen beeinflußt. Zuerst hat FiCK
untersucht, wie die Wärmebildung bei maximalen Zuckungen des
Skeletmuskels von der Temperatur abhängt. Merkwürdigerweise
hat dieser hervorragende Forscher offenbar unter dem Einfluß der
Erwartung eines bestimmten Ergebnisses Schlüsse gezogen, die
sich aus seinen eigenen Zahlen gar nicht ziehen ließen. Er hat bei
seinen Schlußergebnissen nur Versuche berücksichtigt, welche eine
Zunahme der Wärmebildung mit steigender Temperatur aufwiesen.
Andere Versuche ergaben das Gegenteil, das Mittel der recht
unregelmäßigen Reihe aber eine geringe Abnahme der Wärme-
bildung isometrisch zuckender Muskeln mit steigender Temperatur.
Augenfällig war nur bei isotonischer Zuckung eine Zunahme der
Wärmebildung unter entsprechenden Umständen. Gerade gegen
diese Versuche aber erheben sich verstärkte technische Bedenken.
Unter Benutzung der mittlerweile erzielten Fortschritte der Methode
bin iclW nun für isometrische Zuckungen zu eindeutigen Ergeb-
nissen gekommen. Für einfache Zuckungen gilt, daß mit Zunahme