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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0043
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B.l) 35

nur die Ijssel, die auch sonst noch ein mehr ursprüngliches Ver-
halten bewahrt hat, erhält einige Bäche von den Höhen der Veluwe
sowie von Osten her. Die Entwässerung des tiefer liegenden Ge-
ländes muß also durchaus auf künstlichem Wege erfolgen. Alles
Druck- und Regenwasser, das sich in den Poldern der Niederungen
ansammelt, wird durch Pumpwerke oder Windmühlen stufenweise
auf ein höheres Niveau gehoben und in besondere Sammelrinnen
und -becken, Boezem (Busen) genannt geleitet, von wo aus erst
die Einleitung in Gewässer mit ständigem Abfluß oder in das
Meer erfolgt. Als solche Boezem dienen teils die zahlreichen
Kanäle, teils Seen wie beispielsweise das Brassemer Meer, Kaager
Meer der Provinz Südholland, weiter auch alte Stromarme des
Rheins wie der Krümme und Oude Rijn, die Vecht usw. Diese
sind völlig in sogen. Boezem-Flüsse umgewandelt worden,
kanalartige durch Schleusen in einzelne Becken zerlegte Rinnen,
ohne eigenes Gefälle, deren Abfluß beliebig gerichtet werden kann.
So strömt der Oude Rijn bei Katwijk jetzt nur noch bei Ebbe und
Öffnung eines mächtigen Schleusentores frei in das Meer, während
seine obere Strecke, der frühere Kromme Rijn bei Wijk bij Duur-
stede bei niederem Wasserstande der Lek oder durch die Vecht
der Zuidersee zugeleitet werden kann. Auf diese Weise gelangt
jetzt in den Krommen und Ouden Rijn kaum noch eigentliches
Rhe.inwasser, was sich auch biologisch durch das Fehlen aller
typischen Rheinplanktonformen in diesen Boezemgewässern er-
weisen läßt.
Die Strom breite des Niederrheins wechselt ziemlich stark.
Sie beträgt durchschnittlich etwa 420—520 m, sinkt aber in starken
Krümmungen streckenweise auf 300 m und noch weniger herab;
unterhalb Emmerich schwillt sie auf 730 m an. Im Delta besitzt
die Waal eine mittlere Breite von 360—600 m, die Lek eine solche
von 150—200 m. Die durchschnittliche Tiefe des ungeteilten
Rheins mißt 5—10 m, diejenige der Waal 4—6 m, der Lek 3—7 m;
die Ijssel wird kaum viel tiefer als 2—3 m. Die tiefste Stelle des
Niederrheins liegt bei Düsseldorf mit 20 m unter Null.
Das mittlere Gefälle des Niederrheins von Bonn (45 m
ü. d. M.) bis zur Mündung berechnet sich für die 369 km lange
Strecke auf 0,122°/Oo- einzelnen ergeben sich wegen der unaus-
geglichenen Stromsohle ziemliche Schwankungen: so beträgt das
Gefälle bei Zons unterhalb Köln 0,34°/0oi während es sonst auf der

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