46 (B.1)
Robert Lauterborn:
stromauf bis in die Gegend von Düsseldorf und Rheydt unterhalb
Bonn verirrten; selbst vom Mittelrhein (Niederspay) und Rhein-
gau (Schierstein) liegen Angaben vor. Von Cetaceen der Nord-
see wurde 1885 ein 4 Fuß langer und 40 Pfund schwerer Tümmler
(Phocaena phocaena) bei Emmerich gefangen. Noch merkwürdiger
ist das Erscheinen eines großen Butzkopfes oder Schwertwales
(Orcinus orca) im Rhein: 1688 zog ein solches Ungetüm den ganzen
Rhein bis Basel hinauf, kehrte hier wieder um und strandete 1689
auf einer Sandbank bei Köln1.
Die Ufer des strömenden Rheins. — Der Lauf des Nieder-
rheins zeigt fast überall flache Ufer, die alljährlich überflutet wer-
den. Zwischen dem Strom und dem Zug der Deiche, die in wechseln-
dem Abstand das unmittelbare Überschwemmungsgebiet begren-
zen, breitet sich ein offenes Grasland aus, das, von zerstreuten
Weiden und Pappeln durchsetzt, meist als Viehweide dient.
Die tieferen Stellen gegen das Wasser zu erfüllen kleinere und
größere Tümpel, die, aus verlandenden Buhnenbuchten oder
Flutrinnen von Hochwassern hervorgegangen, teilweise noch mit
dem offenen Rhein in Verbindung stehen. Von Pflanzen finden
sich hier Büsche von Potamogeton perfoliatus, P. pusillus, Ranun-
culus divaricatus, Watten von Spirogyra; die schlickigen Ränder
umsäumen Butomus umbellatus, Sagittaria sagittifolia, Alisma
plantago, Scirpus maritimus, da und dort auch Sc. triquetrus,
Carex acuta, Phalaris arundinacea, Rumex crispus sowie niedere
Weiden (Salix purpurea). Die Tierwelt ist hauptsächlich durch
Mollusken wie Limnaeus stagnalis, L. ovatus, Planorbis marginatus,
Calyculina lacustris vertreten; in Ufertümpeln gegenüber Xanten
fand ich zahlreich auch die Bryozoe Cristatella mucedo.
Die höhere Vegetation der durchfeuchteten Rheinufer wird
vorherrschend von Schilfrohr (Phragmites communis) und Scirpus
lacuster gebildet, die namentlich im Delta oft zu dichten Beständen
zusammenschließen. Auf den weiten Schlickflächen der Strom-
mündungen im Bereich von Ebbe und Flut überwiegt Scirpus
lacuster immer mehr, vielfach begleitet von Sc. Tabernaemontani,
Sc. triquetrus (hier besonders häufig), Sc. maritimus, vereinzelt auch
Sc. americanus und Sc. Duvalii. Die etwas erhöhten Schlick- und
1 Die Tatsache ist sowohl durch Berichte zeitgenössischer Chronisten
des Oberrheins als auch durch ein Bild bezeugt, welches das gestrandete Tier
kenntlich darstellt (Leydig 1886, Lauterborn 1904).
Robert Lauterborn:
stromauf bis in die Gegend von Düsseldorf und Rheydt unterhalb
Bonn verirrten; selbst vom Mittelrhein (Niederspay) und Rhein-
gau (Schierstein) liegen Angaben vor. Von Cetaceen der Nord-
see wurde 1885 ein 4 Fuß langer und 40 Pfund schwerer Tümmler
(Phocaena phocaena) bei Emmerich gefangen. Noch merkwürdiger
ist das Erscheinen eines großen Butzkopfes oder Schwertwales
(Orcinus orca) im Rhein: 1688 zog ein solches Ungetüm den ganzen
Rhein bis Basel hinauf, kehrte hier wieder um und strandete 1689
auf einer Sandbank bei Köln1.
Die Ufer des strömenden Rheins. — Der Lauf des Nieder-
rheins zeigt fast überall flache Ufer, die alljährlich überflutet wer-
den. Zwischen dem Strom und dem Zug der Deiche, die in wechseln-
dem Abstand das unmittelbare Überschwemmungsgebiet begren-
zen, breitet sich ein offenes Grasland aus, das, von zerstreuten
Weiden und Pappeln durchsetzt, meist als Viehweide dient.
Die tieferen Stellen gegen das Wasser zu erfüllen kleinere und
größere Tümpel, die, aus verlandenden Buhnenbuchten oder
Flutrinnen von Hochwassern hervorgegangen, teilweise noch mit
dem offenen Rhein in Verbindung stehen. Von Pflanzen finden
sich hier Büsche von Potamogeton perfoliatus, P. pusillus, Ranun-
culus divaricatus, Watten von Spirogyra; die schlickigen Ränder
umsäumen Butomus umbellatus, Sagittaria sagittifolia, Alisma
plantago, Scirpus maritimus, da und dort auch Sc. triquetrus,
Carex acuta, Phalaris arundinacea, Rumex crispus sowie niedere
Weiden (Salix purpurea). Die Tierwelt ist hauptsächlich durch
Mollusken wie Limnaeus stagnalis, L. ovatus, Planorbis marginatus,
Calyculina lacustris vertreten; in Ufertümpeln gegenüber Xanten
fand ich zahlreich auch die Bryozoe Cristatella mucedo.
Die höhere Vegetation der durchfeuchteten Rheinufer wird
vorherrschend von Schilfrohr (Phragmites communis) und Scirpus
lacuster gebildet, die namentlich im Delta oft zu dichten Beständen
zusammenschließen. Auf den weiten Schlickflächen der Strom-
mündungen im Bereich von Ebbe und Flut überwiegt Scirpus
lacuster immer mehr, vielfach begleitet von Sc. Tabernaemontani,
Sc. triquetrus (hier besonders häufig), Sc. maritimus, vereinzelt auch
Sc. americanus und Sc. Duvalii. Die etwas erhöhten Schlick- und
1 Die Tatsache ist sowohl durch Berichte zeitgenössischer Chronisten
des Oberrheins als auch durch ein Bild bezeugt, welches das gestrandete Tier
kenntlich darstellt (Leydig 1886, Lauterborn 1904).