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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0073
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Die geographische and biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B.l) 65

minor, U. ochroleuca (Koningsveen bei Gennep). Dazwischen ent-
faltet sich ein überaus reiches mikroskopisches Leben. Der braun-
flockige Schlamm am Grunde sowie zwischen den flutenden Pflan-
zenbüschen birgt zahllose sphagnopliile Algen, Desmidiaceen der
Gattungen Penium, Closterium, Tetnemorus, Pleurotaenium, Pleu-
rotaeniopsis, Cosmarium, Euastrum, Micrasterias, Staurastrum,
Gonatozygon, Didymoprion, Gymnozyga, weiter Eremosphaera,
Diatomeen wie Frustulia saxonica, Tabellaria flocculosa, Flagel-
laten wie Rhipidodendron splendidum, Chrysosphaerella longispina
(Heidetümpel am Uddeler Meer in der Veluwe), Daphniden wie
Drepanothrix dentata, Streblocerus serricaudatus, Acantholeberis
curvirostris, Macrothrix rosea — alles Formen, die an den oberen
Strecken des Rheins in ähnlicher Fülle fast nur in den Hoch-
mooren der Gebirge auftreten. Dasselbe gilt auch von der über
mehreren Heidemooren des Niederrheins sich wiegenden arktisch-
alpinen Libelle Somatochlora arctica, die weiter im Süden völlig
auf die Moore des Hohen Venn, der Hochvogesen und des Schwarz-
waldes sowie auf die Alpen beschränkt ist. Charakteristische
Schmetterlinge der Heidemoore sind Celaena Haworthii sowie
Orgyia ericae und Xylina lambda, deren Raupen sich von Myrica
gale ernähren, alle rein nordische, den Niederrhein südwärts nicht
überschreitende Formen.
Da und dort blinken in den Heiden und Mooren auch kleine
Seen auf, meist untiefe Gewässer mit sandigem Grund, wie bei-
spielsweise das Uddeler Meer in der Veluwe und das „Schwarze
Wasser“ nördlich von Wesel, letzteres neben der Mehrzahl der
oben genannten Pflanzen auch Standort von Sparganium diversi-
jolium, Litorella juncea und Lobelia Dortmanna, die hier noch aus-
gedehnte Bestände bildet. Im Plankton des „Schwarzen Wassers“
habe ich, wohl wegen dessen sehr geringen Tiefe bisher nur
Dinobryon sertularia nachweisen können. Artenreicher und inter-
essanter scheint das Plankton der Heidegewässer der Veluwe zu sein,
wo auch der nordisch-alpine Copepode Heterocope saliens gefunden
wurde, der im Rheingebiet sonst nur noch aus dem Titisee im
Schwarzwald sowie den Seen der Alpen bekannt ist.
Die Vogelwelt der Heiden und Moore ist nicht reich an Arten,
besitzt aber einige für das Gebiet besonders charakteristische For-
men. Die dürren Sandheiden beleben Brachpieper (Anthus cam-
pestris) und Heidelerche (Lullula arborea), weiter Caprimulgus euro-

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., math.-nat. Kl. B. 1918. l.Abh.

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