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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0085
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B.l) 77

Hippopotamus amphibius, der Riesenbiber Trogontherium Cuvieri,
jetzt ausgestorben, in gleichaltrigen Ablagerungen des Rheins in
England auch die Gattung Myogale, die jetzt den Pyrenäen so-
wie dem südlichen Rußland angehört; von Reptilien und Amphi-
bien Emys orbicularis und Rana spec. An Fischen der Tone von
Tegelen nennt E. T. Newton (Reid 1910 S. 264) Perca fluviatilis,
Esox lucius, Gasterosteus aculeatus, Tinea tinca, Abramis brama,
Leuciscus rutilus, Scardinius erythrophthamus, Squalius cephalus ?,
Anguilla anguilla, also alles Arten, die auch jetzt noch im
Niederrhein häufig sind. Von Mollusken fanden sich u. a. Fm-
para düuviana, Valvata antiqua, F. naticina (jetzt in Osteuropa),
Bythinia tentaculata, Pisidium amnicum, weiter mehrere Unio-
Arten, darunter eine von Stoller (1910 S. 256) erwähnte bis
20 cm lange Art, die wir wohl als den bereits vom Oberrhein
her bekannten Pseudunio sinuatus ansprechen dürfen, um so mehr
als F. Haas (1910) diese Muschel zusammen mit CAuo litoralis
und Pseudanodonta elongata in mit rheinischen durchaus identi-
schen Stücken auch aus pleistozänen Ablagerungen des Themse-
tals nachgewiesen hat — ein sehr interessanter biologischer Be-
weis für die frühere Zugehörigkeit dieses Flusses zum Rheingebiet.
Der Kältehauch der herannahenden Haupteiszeit brachte
die wärmebedürftigen Pflanzen und Tiere teils zum Aussterben,
teils drängte er sie südwärts nach dem milderen Westen und Süd-
westen Frankreichs. Dann kam das nordische Inlandeis und
begrub einen großen Teil des Gebietes südlich bis zur Ruhrmün-
dung unter Gletschern, vor deren Moränenrand die Stromarme
des Rheins, von Schmelzwassern geschwellt, in breiten Sandbetten
nach Westen dem Meere entgegen zogen. Das etwas höher lie-
gende Gelände der älteren Terrassen bedeckte sich mit Moos-
und Flechtentundren, die eine typische arktische und subarkti-
sche Fauna wie Ren, Moschusochse, Vielfraß, Eisfuchs, Lemminge
(.Lemmus obensis, Dicrostonyx torquatus), Wühlratten (Microtus
ratticeps), Schneehühner usw. belebte1. Als besonders bemer-
kenswerte Reste dieser glazialen Tierwelt können in der Gegenwart
von Säugern Microtus ratticeps, von Libellen Somatochlora arctica,
von Crustaceen Eurycercus glacialis gelten.
1 Rutten erwähnt in seiner Arbeit über die diluvialen Säugetiere der
Niederlande davon nur das Ren. Daß aber auch die übrigen Arten damals
im Gebiete sicher nicht fehlten, beweisen ihre Knochenfunde weiter südlich
am Mittelrhein sowie in den Höhlen Belgiens.
 
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