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Stein, Karl vom und zum; Gradenwitz, Otto [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 12. Abhandlung): Der Freiherr vom Stein an Fritz Schlosser auf Stift Neuburg bei Heidelberg: 29 Briefe und eine Skizze ; nebst einem Anh. ; mit 3 Faks. — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32158#0019
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19

1825.

§r1i. vora 8tein.

Frh. vom Stein und Schlosser.

8.

Ln^psirdei'A ä. 28. Ose. 1825.

Wohlgebohrner
Hochzuehrender Herr Rath

empf. 1. Jan. 1826.
F Schlosser.

Die Schuld und der verdiente Borwurf der Nachlässigkeit, soll mich iu
das folgeude Jahr nicht begleiten, und ich eite mit der Beantwortung Jhres
s(ehr) v(erehrten) Sch(reibens) um dem Schluß gegenwärtigen zuvorzukomen
— den manche trübe Ereignisse begleiteten. Jch verlohr meinen hiesigen Rent-
5 meister H. OoibkerZ, einen sehr achtungswerthen, gebildeten Man, er ge-
noß d. 15. Nov. Abends um 10. Uhr die vollkomenste blühendste Gesund-
heit, d. 16. Morgens um Acht Uhr stand ich an seinem Sterbebett, sein
Tod war ein Entschlasen, durchaus schmerzlooß, vollkomen sanft — ein
Schlagsluß entriß ihn den Seinen — Bald darauf erhielten wir die
10 Nachricht vom Tod des Graf. TlloU ^Vulirrolloir seit zwey Jahren zer-
stöhrte eine Leberkrankheit die krüftige Natur des sungen Manes, vor
31. Jahren tratt, ich mit des verstorbenen Vater, dem Feldmarschall ^Vul-
moäeii, der aus dem niederländischen Feldzug zurückkam, in Omiukrücll
in das Zimer seiner Mutter die ihm den vor drey Wochen gebohrnen schönen
15 Knaben, entgegenbrachte, und auch der ist eine Leiche.

Mich betrübt der Tod Kays. Alexander tief und inig, ich verliehre an
ihm einen edlen wohlwollenden milden Beschützer, Euroya aber die Bürg-
schaft des Friedens. —

E Wohlgebohren finden nuch wohl trübe gestimt — eine nothwendige
20 Folge der erwähnten Ereignisse, die in der Einsamkeit und Eiuförmigkeit
des Landlebens einen tiefern und dauerhaftern Eindruck machen, als es
in dem viel bewegten Stadtleben geschehen kan.

Von unseren Noiiriineiitm etc. sage ich Jhnen uichts da Sie das
Neueste durch H. Dr. öocllirier erfahren haben.

25 Die Zusamenbernfung der westphäl. Stände ist nunmehr auf das Früh-
sahr bestinit die Wahleu solleu d(en) 15. b'ek. geendigt seyn — bereit
sind die Ständischen Versamlungen in Preußen, Sachsen Schlesien der
Chur Mark Pomern gehalten, viele schr wichtige Materien zur Sprache
gekomen, und mehr oder weniger gründlich behandelt, ueberall aber zeigt
30 sich Ernst, Sachkentniß Rechtlichkeit u. Achtuug für den Regenten, so daß
mau die Verhandlungen mit Jnteresse ließt — u. findet daß sie mit dem
Inctieimeii absichtlichen wortreichen sranzösischen Gewäsche coirtruLtiereir.

Jch werde im Marz Wahrscheinlich nach Münster gehen, nnd an denen
Verhaudlungen Theil nehmcn — es werden hier mehre intercssante Gegen-
35 stände zur Sprache komen, Zunftwesen, Repressalien gegen d(ie) Nieder-
ländische Regierung, baüerliche Verhältnisse, Städte u. Ooirrmrul Ord-
nung u. dgl.

Seit eiuigen Tagen ist die gute Therese wieder hier u. ist meine Vor-
leserin von lliiiAurll8 Iristor^ ok LirAlg.irll ote. von Henriette habe ich
40 gute Nachrichten —
 
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