Griechische Kalender. I.
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in Wissowas R.-E. VI 2370 kurz hingewiesen habe, zeigen, daß es
sich jedenfalls nicht um einen ganz obskuren Poeten handeln kann.
Ich glaubte nun früher (Sphaera S. 54) die Schwierigkeit durch
Annahme einer früh entstandenen Prosaparaphrase von Antiochos’
Gedicht lösen zu können. Aber zugegeben, claß Zahlen, wie Hesiocl
und Dorotheos lehren können, sich recht wohl seibst in großer Anzahl
in griechische Verse bringen lassen, so kann doch das vorliegende
Kalendarium wegen seiner wörtlichen Berührungen mit Ptolemaios
nie anders als in Prosa abgefaM gewesen sein. Möglich also, dafis
in der Tat, wie Kroll schon vor Jahren unter meinern und Ludwichs
Widerspruch vermutet hat (Philologus 57, 126,1), der Verfassername
für jene Verse nicht ganz richtig überliefert ist, also z. B. Dorotheos
statt Antiochos cler Verfasser war: da Antiochos tatsächtich Verse
des Dorotheos in seine br]ö'aupoi übernoimnen hat (Gatal. I 146, 10),
so ist der Irrtum leicht zu erklären. Weniger wahrscheinlich ist
es, daß zwei astrologische Schriftstetler des gleiclien Namens, ein
Prosaiker und ein Dichter, existiert haben sollen: man sollte dann
wenigstens bei Hephaistion oder heiin- Anonymus von 379 einen
Hinweis darauf erwarten.
Aher noch eine weitere Schwierigkeit bringen die uns unter
Antiochos’ Namen überlieferten Texte mit sich. Sie sind, wie viele
andere Astrologenfragmente, zum grohen, vielleicht zuin üher-
wiegenden Teil nur durch Vermittlung eines Exzerptors, des Agypters
Rhetorios im Anfang des VI. Jahrhs. n. Chr., auf uns gekonmien; vgl.
meine Bemerkungen Gatal. I 141; Sphaera S. 15 und 56; Gatal. VJI
107. Daher stehen nehen Kapiteln, die ganz wohl in ihrem voilen
Umfang auf einen älteren Schriftsteller zurückgehen mögen, solche,
clie nicht bloß den Ptolernaios und Valens (s. Catal. I 152), was für
Antiochos unbedenklich wäre, sondern auch den Paulus von Alexan-
clreia (Ende des IV. Jahrhs.) zitieren (s. Gatal. I 154); und andere
Stücke sind offenbar aus Iieliodor unter die Antiochosfraginente
geraten (s. Gatal. VII 107). Wenn nicht eine der noch unerforschten
Pariser oder Vatikanischen Astrologenhanclschriften ein Kapitelver-
zeichnis von Antiochos’ Werk ans Licht bringt ocler vielleicht der
vollständige Hephaistion Aufklärung schafft, so wird man sicli hier
insoweit zum eirexeiv verstehen müssen, als die Existenz solcher
Einschiebsel nicht in Abrede gestellt werden kann; daran, daß die
grohe Masse des unter Antiochos’ Namen überlieferten in der Tat
doch auf ihn zurückgeht, brauchen wir trotzdem nicht zu zweifeln.
vielmehr wird man seine Urheberschaft, wo sie überliefert ist, in
jedem Einzelfalle nicht ohne besondere Gründe bestreiten können.
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in Wissowas R.-E. VI 2370 kurz hingewiesen habe, zeigen, daß es
sich jedenfalls nicht um einen ganz obskuren Poeten handeln kann.
Ich glaubte nun früher (Sphaera S. 54) die Schwierigkeit durch
Annahme einer früh entstandenen Prosaparaphrase von Antiochos’
Gedicht lösen zu können. Aber zugegeben, claß Zahlen, wie Hesiocl
und Dorotheos lehren können, sich recht wohl seibst in großer Anzahl
in griechische Verse bringen lassen, so kann doch das vorliegende
Kalendarium wegen seiner wörtlichen Berührungen mit Ptolemaios
nie anders als in Prosa abgefaM gewesen sein. Möglich also, dafis
in der Tat, wie Kroll schon vor Jahren unter meinern und Ludwichs
Widerspruch vermutet hat (Philologus 57, 126,1), der Verfassername
für jene Verse nicht ganz richtig überliefert ist, also z. B. Dorotheos
statt Antiochos cler Verfasser war: da Antiochos tatsächtich Verse
des Dorotheos in seine br]ö'aupoi übernoimnen hat (Gatal. I 146, 10),
so ist der Irrtum leicht zu erklären. Weniger wahrscheinlich ist
es, daß zwei astrologische Schriftstetler des gleiclien Namens, ein
Prosaiker und ein Dichter, existiert haben sollen: man sollte dann
wenigstens bei Hephaistion oder heiin- Anonymus von 379 einen
Hinweis darauf erwarten.
Aher noch eine weitere Schwierigkeit bringen die uns unter
Antiochos’ Namen überlieferten Texte mit sich. Sie sind, wie viele
andere Astrologenfragmente, zum grohen, vielleicht zuin üher-
wiegenden Teil nur durch Vermittlung eines Exzerptors, des Agypters
Rhetorios im Anfang des VI. Jahrhs. n. Chr., auf uns gekonmien; vgl.
meine Bemerkungen Gatal. I 141; Sphaera S. 15 und 56; Gatal. VJI
107. Daher stehen nehen Kapiteln, die ganz wohl in ihrem voilen
Umfang auf einen älteren Schriftsteller zurückgehen mögen, solche,
clie nicht bloß den Ptolernaios und Valens (s. Catal. I 152), was für
Antiochos unbedenklich wäre, sondern auch den Paulus von Alexan-
clreia (Ende des IV. Jahrhs.) zitieren (s. Gatal. I 154); und andere
Stücke sind offenbar aus Iieliodor unter die Antiochosfraginente
geraten (s. Gatal. VII 107). Wenn nicht eine der noch unerforschten
Pariser oder Vatikanischen Astrologenhanclschriften ein Kapitelver-
zeichnis von Antiochos’ Werk ans Licht bringt ocler vielleicht der
vollständige Hephaistion Aufklärung schafft, so wird man sicli hier
insoweit zum eirexeiv verstehen müssen, als die Existenz solcher
Einschiebsel nicht in Abrede gestellt werden kann; daran, daß die
grohe Masse des unter Antiochos’ Namen überlieferten in der Tat
doch auf ihn zurückgeht, brauchen wir trotzdem nicht zu zweifeln.
vielmehr wird man seine Urheberschaft, wo sie überliefert ist, in
jedem Einzelfalle nicht ohne besondere Gründe bestreiten können.