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Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0038
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Franz Boll:

Die mühsame Arbeit der Nachprüfung aller dieser Angaben
war unerläßlich, wenn ein festes Urteil über Entstehungszeit, Her-
kunft und Art unseres Kalenders gewonnen werden sollte. Er ist,
wie sich mit voller Sicherheit gezeigt hat, für Ägypten und zwar
für die KÖrruj xd)pa bestimmt; das lehrt die ungeheure Mehrzahl der
auf Ptolemaios fußenden Phasen der Einzelsterne, wie einzelnes
in der Vulgattradition: auch sie wurde also nicht erst anderwärts,
sondern in Ägypten selbst mit dem Ivalender des Ptolemaios, soweit
er für die Region von Heliopolis und Alexandreia in Betracht
kommt, verbunden. Der Kalender ist also in der gleichen Prngion
entstanden wie ungefähr ein halbes Jahrtausend vorher der von
Sais, der freilich auf Eudoxos fuf3t und daher nur in der Ver-
einigung von Phasen und Episemasien mit ägyptisclien Festen sich
unserem Exemplar vergleichen läßt. Der Kalender ist ferner, wie
sich gezeigt hat. als Ctanzes unzweifelhaft nach Ptolemaios ent-
standen, der für ihn die Grundlage bildet; aber er hat eine nicht
ganz geringe Zahl von Verbesserungen, die wohl zuletzt auf lokale
Beobachtungen sich gründen dürften. Ob sie dem Kompilator unseres
Kalenders zuzutrauen sind oder vielmehr aus seiner Vorlage ab-
stammen, ist mit voller Sicherheit nicht zu entscheiden. Nichts
schreibt sich bekanntlich leichter voll als ein Kalender, d. h. hier:
nirgendwo sind leichter Zusätze anzubringen, die dann die Leistung
des Verfassers diskreditieren. Dennoch spricht die werrig wissen-
schaftliche Art, wie hier, und zwar von Anfang an, die exakten
Angaben des Ptolemaios mit denen der Vulgatkalender kontaminiert
sind, nicht für wissenschaftliche Exaktheit und also auch nicht für
eigene Himmelsbeobachtung mit so guten Ergebnissen. Antiochos
wird also wohl von der Kritik abhängig sein, die ein unmittelbarer,
wohl in Alexandreia tätiger Vorgänger an Ptolemaios geübt hat: in
sie erhalten wir lrier zum erstenmal einen Einblick.

Erst jetzt lassen sich zwei Angaben unseres Kalenders prüfen,
die zunächst ganz für sich zu stehen scheinen: zum 22. Oktober
T« NeiXOa, „das Nilfest“, und zum 25. Dezember HXton yevePXiov,
„Geburtstag der Sonne“, mit dem Zusatz aoHet qpor;. Das sind zvrei
Angaben, die in den Parallelkalendern nirgendwo begegnen; sincl
sie hier nur als rein zufällige Reste von einst reicheren Angaben
über ägyptische Feste -— etwa in der Art des neugefundenen
griechisch-ägyptischen Kalenders von Sais — zu betrachten, oder
ist es möglich, das Vorkommen nur dieser zwei Feste in einem
griechisch-ägyptischen Kalender ohne eine solche Hypothese zu
 
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