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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0017
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Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus.

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gibt Banten wiecler, die verschiedenen Zwecken dienen: im Kult,
im Garten, beide Male in ägyptischer Landschaft. — Schließlich:
die Kabinen auf Nilbarken. Alle leiten dem gleich'en Ziel ent-
gegen: Ägypten! Und zwar keineswegs nur durch eine zu-
fällige Ähnlichkeit. Gelingt dieser Nachweis, dann zeigen sicli
wichtige Probleme in etwas anderem Licht.

Der Gewinn ist größer. Der urkundliche Beweis dieser Über-
nahme fremden Gutes fügt ein neues Element für die Realität
der aufi den ägyptischen Landschaften dargestellten Großarchi-
tektur ein. 57) Zumal jeder den Einfall sofort ablehhen wird,
daß dieses Iseum — aus nichts geboren — Anregung zu solchen
Tempeldarstellungen gegeben habe! Was wir von ägyptischen
Sakralbauten im Italien der Kaiserzeit wissen, ist herzlich wenig. 58)
Das aber ist unbestreitbar, daß ihre Ausstattung mit den in der
Heimat gewohnten Formen Brauch, wer weiß, ob nicht gött-
liches Gebot war. Das tiefgehende Interesse am Fruchtland,
die romantische Anziehungskraft, der historische, der Reiz des
Kulturmittelpunkts — ganz abgesehen von den politischen Er-
eignissen: was alles hat hier mitgespielt, um der fremden Re-
ligion, deren werbende Kraft unwiderstehlich war, den Boden
zu bereiten, der fremden AVelt Aug und Sinn entgegenzutragen!
Ein heiliger Stil ist entwickelt worden, ist verschieden stark

57) Ans der zablreichen Literatur hebe icb nur die letzten, wichtigsten
Puhl. hervor : Löwy, Eirsclifeldfestschrift, 417 ff. ; Studniczka, Tropaeum
Traiani, 31 ; Rodenwald, Comp. d. Pomp. Wandgem., 39. Zuletzt wird mir
noch Rostowzews Hellenist. Architekturlandschaft durch die Güte des Herrn
K. Wildhagen in Heidelberg summarisch erschlossen, während ich seine Abb.
N. 20, unten N. 40, schon früher mitbenutzte. Ebenso ist Ippels III. pomp.
Stil mir nur nach Abschluß des Manuskripts zugänglich gewesen
(Anm. 46, 61).

58) Das Sarapeion von Puteoli scheint „griechisch“ (Studniczka b.
Wiegand, Puteolan. Basis, S. 699), wie der Tempel in Taormina (Puchstein-
Koldewey, Tempel, S. 183), das Harpokratestempelchen, Anm. 41, und ein
anderes auf der einen Rnndbasis der Galleria Candelabri. (Früher Sammlg.
Mattei.) Helbig 1112 ist ein Porlicus, 1111 ein Ternpel, der eher einem
Typ wie der hintere der beiden Apistempel von Sakkarah (z. B. Springer-
Michaelis 7, Fig. 527) gleicht. Diese beiden Bilder stehen in engerer Be-
ziehung zu Ägypten als alle anderen. — Yom pompeian. Iseum selbst ist
die Dachrekonstruktion (Mau, Fig. 89, gibt triangularen Giebel) nicht
sicher, da der ganze Oberteit der Cellawände aufgemauert ist. Doch könnte,
wie mir Walther Barthel mitteilt, ein Dach dieses Typs darauf geruht
haben. Von anderen (Benevent, Minturnae, Ostia, Rom und andere in
Mittel- und Oberitalien) sind kaurn bauliche Reste (Obelisken, Statuen-
schmuck) erhalten. Cfr. aber für Rom den Grundriß des Serapeum der
6. Region, FIülsen, I, 3, 423, und die Reste des Iseums der 3. R. Hülsen, I,
3, 304 f.

Sitzungsüerichte der Heidelb. Akademie, philosopb.-bistor. Kl. 1910. 7. Abh. 2
 
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