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Wilhelm Weber :
lebendig geblieben uncl hat selbst wobl weitergewirkt. So erklärt
sich, wie die erhaltenen ägyptisierenden Ivunstwerke differieren:
je nachdem sie ein allgemein-ägyptisches Kunstideal nachbilden
oder in archaisierenden Formen sich geben. 59) War bei der
Buntheit der Bevölkerung in Alexandrien Einheit der Lebens-
interessen nie zu erwarten, wieviel weniger Einheit der Kunst,
der höchste Ausdruck der Ivultur!
Zweifellos sind die Produkte dieser religiösen Kunst von
Griechen in Alexandrien vermittelt oder geschaffen. Kein Phä-
nomen ist so oft bestaunt worden wie die Nilüberschwemmung.
Darum kannte man auch das Leben an dem Fluß, die Art, das
Aussehen seiner Gebäude; so sucht man dort reizvolle Motive
des Kieinlebens. Finden wir Einzelszenen, wie: Krokodil und
Esel, die Fütterung der heitigen Krokodile 60), den Transport der
Kranken ins Serapeum (?) (unten S. 23, Nr. 29), dann wird
man ungern daran zweifeln, daß diese Freude am Kleinen, ein
Hauptzug hellenistisch-alexandrinischer Kultur, im gesättigten
Kreis der Großstadt, geboren ist. Nur darf man niclit alles olme
Unterschied und Zwischenglied dorther entspringen lassen. Not-
wendig scheint mir z. B. eine klare iVussonderung aJI der de-
korativen Elemente: der Priester- und Frauenfiguren, die Kult-
geräte halten, der Sphingen und Sperber, Uräen und anderer,
die besonders im 3. Stil üblich sind, in Campanareliefs, in der
Villa unter der Farnesina. 61) Schon deswegen, weil nur der
Gegenstand noch festgehalten, cler Habitus, das Wesen so um-
gebildet ist, daß hier unbedingt eine vielleicht parallele Richtung
ihr eigenes Gesicht zeigt. Aus reiner Lust am einzelnen Deko-
rationsglied lassen sie die sinnvollen Motive auf den unmög-
59) Ich deute an : In Pompei ist außer nebensächl. Gerät nur die
Isisstatue im Hof (Neapel, Mus. Naz., 976) ägyptisierend, auch diese stark
abweichend von sonstiger Gewohnheit, sonst ist der „exotische“ Charakter
angestrebl: durch archaisierende Ivöpfe (Guüla del Museo, 311, 312). Im
übrigen wird an der hellenischen Tradition eines Bildes wie cler Io niemand
zweifeln. In Benevent eine Reihe von stark ägyptisierenden Statuen,
Menschen- und Tierfiguren neben ,,griechischen“. In Rom war der Import
altägyptischer Statuen sehr stark, die Imitation hat nicht bloß unter
Hadrian geblüht. (Statuen in den Museen verstreut.)
60) Zwei Rundbasen aus Sammlung Mattk.i in der Galleria Cande-
labri ; ein Mosaikfragment im Ivonservatorenpalast, das die Straboszene,
XVII, 38, 812, illustriert.
61) Viele Belege zuletzt bei Ippel, Der 111. pomp. Stil^ S. 36ff. Ein
schönes Fragment der Farnesina, Priesterprozession, kenne ich aus dem
Magazzino delle terme. Die Linie führt hinab bis zu dem alexandrinischen
velum aus der basilica des Junius Bassus.
Wilhelm Weber :
lebendig geblieben uncl hat selbst wobl weitergewirkt. So erklärt
sich, wie die erhaltenen ägyptisierenden Ivunstwerke differieren:
je nachdem sie ein allgemein-ägyptisches Kunstideal nachbilden
oder in archaisierenden Formen sich geben. 59) War bei der
Buntheit der Bevölkerung in Alexandrien Einheit der Lebens-
interessen nie zu erwarten, wieviel weniger Einheit der Kunst,
der höchste Ausdruck der Ivultur!
Zweifellos sind die Produkte dieser religiösen Kunst von
Griechen in Alexandrien vermittelt oder geschaffen. Kein Phä-
nomen ist so oft bestaunt worden wie die Nilüberschwemmung.
Darum kannte man auch das Leben an dem Fluß, die Art, das
Aussehen seiner Gebäude; so sucht man dort reizvolle Motive
des Kieinlebens. Finden wir Einzelszenen, wie: Krokodil und
Esel, die Fütterung der heitigen Krokodile 60), den Transport der
Kranken ins Serapeum (?) (unten S. 23, Nr. 29), dann wird
man ungern daran zweifeln, daß diese Freude am Kleinen, ein
Hauptzug hellenistisch-alexandrinischer Kultur, im gesättigten
Kreis der Großstadt, geboren ist. Nur darf man niclit alles olme
Unterschied und Zwischenglied dorther entspringen lassen. Not-
wendig scheint mir z. B. eine klare iVussonderung aJI der de-
korativen Elemente: der Priester- und Frauenfiguren, die Kult-
geräte halten, der Sphingen und Sperber, Uräen und anderer,
die besonders im 3. Stil üblich sind, in Campanareliefs, in der
Villa unter der Farnesina. 61) Schon deswegen, weil nur der
Gegenstand noch festgehalten, cler Habitus, das Wesen so um-
gebildet ist, daß hier unbedingt eine vielleicht parallele Richtung
ihr eigenes Gesicht zeigt. Aus reiner Lust am einzelnen Deko-
rationsglied lassen sie die sinnvollen Motive auf den unmög-
59) Ich deute an : In Pompei ist außer nebensächl. Gerät nur die
Isisstatue im Hof (Neapel, Mus. Naz., 976) ägyptisierend, auch diese stark
abweichend von sonstiger Gewohnheit, sonst ist der „exotische“ Charakter
angestrebl: durch archaisierende Ivöpfe (Guüla del Museo, 311, 312). Im
übrigen wird an der hellenischen Tradition eines Bildes wie cler Io niemand
zweifeln. In Benevent eine Reihe von stark ägyptisierenden Statuen,
Menschen- und Tierfiguren neben ,,griechischen“. In Rom war der Import
altägyptischer Statuen sehr stark, die Imitation hat nicht bloß unter
Hadrian geblüht. (Statuen in den Museen verstreut.)
60) Zwei Rundbasen aus Sammlung Mattk.i in der Galleria Cande-
labri ; ein Mosaikfragment im Ivonservatorenpalast, das die Straboszene,
XVII, 38, 812, illustriert.
61) Viele Belege zuletzt bei Ippel, Der 111. pomp. Stil^ S. 36ff. Ein
schönes Fragment der Farnesina, Priesterprozession, kenne ich aus dem
Magazzino delle terme. Die Linie führt hinab bis zu dem alexandrinischen
velum aus der basilica des Junius Bassus.