Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus.
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müten, den Typen der Pflanzensäule entnommen, variierten vicS-
leicht sogar. 97) I)ie Intercolumnien sincl durch Schranken in der
üblichen Höhe ausgefüllt. 98) Von dem glatten Architrav trennt
ein schmaler Rundstab den Hoh'lkehlenfries, der mit dem Sonnen-
diskus geziert ist. 99) Darüher sitzt, wohl durch Rundstab ein-
gefaßt, ein griechischer Zahnschnitt. 100) Der bekrönende Bogen
ist ein Stichbogen 101), ist eingefaßt von rundem Geisonstab, ge-
schmückt mit — wie auch die Akrotere — kultisch-figür’lichem
oder apotropäisch-dekorativem Schmuck, außen vielleic-ht mit
Ranken. — Dies Fassadenmotiv ist Erfmdung am Prototyp des
Tempels; woraus es entstanden ist, wird später untersucht.
Die Decke der VorhaÄe war wohl horizontal gespannt. Seit-
lich war die Halle offen. 102); dem vorderen Pilaster (oder Säule)
entsprach ein gleicher an den Ecken des Hauptgebäudes.
2. Das Hauptgebäude. Die Stirnwand nimmt die Vor-
hallen- und Podiumbreite ein. 103) Die Ecken sind durch Pilaster
97) Vgl. Athenaeus 196c; die Fassade von Edfu; die Säulengänge in
Philae u. a. An ihre Stelle sind bei N. 1 korinthische getreten, vgl. aber
Anm. 38; ferner Athenaeus 205 c., 206 a, b, Änm. 84, bei dem Hermes-
heiligtum die Hermen, dem Namen des Gottes entsprechend, wie die Fassade
von Dendera nur Sistrumsäulen hat, das Abbild des Attributs der weibl.
Gottheit. Borchardt, Pflanzensäum 55 ; s. auch Anm. 137. Der Gedanke,
Hermen zu verwenden, ist griechisch, bes. hellenistisch; s. Puchstein,
Pauly-W.. II, 2, 2107ff., wo weitere Beispiele aus dem hellenist.röm. Ägypten
zugefügt werden können, oben N. 38 (ähnl. Berlin. Äg. Mus. 8900, wie in
nubischer Freiarchitektur Leps., D. I, Bl. 127). Edgar, Greek SkuIM. 27 567.
Die ägyptisierenden Kolossalßguren aus der Adriana in der Croce greca des
Vatican. Aus phönik. Kulturkreis Gazette archeol., IX, 1884, pl. 7.
98) Cfr. Anm. 94. Das Gitterwerk N. 1 dient dem gleichen Zweek,
kommt allgemein vor N. 10, Datt. 3003, Taf. XXVII. Vgl. z. B. den Tempel
der Artemis Pergaia, Imhoof-Blumer, Kleinas. Münzen, II, 330, n. 22,
Taf. XI, 7 : „Gittenverk, über dem je eine dem Bild zugewandte Sphinx sitzt“.
99) Das scheint die wesentliche Gliederung ; 1 ist wohl nicht anders
gewesen, wahrscheinlich hat der Münzschneider die Profilierung nicht be-
achtet. — Diskus, einfach, geflügelt, mit Uräen, ganz nach Willkür in den
Beispielen. Danach ist die Ansicht v. Bissings zu modifizieren.
100) Wie unsere Beispiele zeigen, ist das Glied häufiger als v. Bissing
glauht. Grundlegend für N. 1 ist die Art von N. 2.
101) Auf den Zusammenhang mit dem Ganzen wird sofort eingegangen.
Die große Differenz zwischen 1 und allen übrigen kann ich nur so erklären,
daß man hier einen Korbbogen baute, oder daß die Darstellung nicht der
Wirldichkeit. enlspricht. Ersleres ist möglich, da die technische Erfahrung
vorhanden ist, es würde dies an der Äbleitung nichts ändern, letzteres
wahrscheinlicher durch N. 2, clie gewiß nach clem Vorbild cles großen Giebels
geschaffen sind, weil sie auch innerhalb des Bogengeison Zahnschnitt zeigen
wie die Münze (anders Dressel 641).
102) N. 6 ist seitl. allerdings geschlossen, nicht ganz N. 10 ; bestritten
bei N. 41.
103) Darum ist 1 ebenso zu erklären. Anm. 41, 93.
Sitzungsberichte der Heidelb. Äkademie, philosoph.-histor. Kl. 1910. 7. Abh. 3
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müten, den Typen der Pflanzensäule entnommen, variierten vicS-
leicht sogar. 97) I)ie Intercolumnien sincl durch Schranken in der
üblichen Höhe ausgefüllt. 98) Von dem glatten Architrav trennt
ein schmaler Rundstab den Hoh'lkehlenfries, der mit dem Sonnen-
diskus geziert ist. 99) Darüher sitzt, wohl durch Rundstab ein-
gefaßt, ein griechischer Zahnschnitt. 100) Der bekrönende Bogen
ist ein Stichbogen 101), ist eingefaßt von rundem Geisonstab, ge-
schmückt mit — wie auch die Akrotere — kultisch-figür’lichem
oder apotropäisch-dekorativem Schmuck, außen vielleic-ht mit
Ranken. — Dies Fassadenmotiv ist Erfmdung am Prototyp des
Tempels; woraus es entstanden ist, wird später untersucht.
Die Decke der VorhaÄe war wohl horizontal gespannt. Seit-
lich war die Halle offen. 102); dem vorderen Pilaster (oder Säule)
entsprach ein gleicher an den Ecken des Hauptgebäudes.
2. Das Hauptgebäude. Die Stirnwand nimmt die Vor-
hallen- und Podiumbreite ein. 103) Die Ecken sind durch Pilaster
97) Vgl. Athenaeus 196c; die Fassade von Edfu; die Säulengänge in
Philae u. a. An ihre Stelle sind bei N. 1 korinthische getreten, vgl. aber
Anm. 38; ferner Athenaeus 205 c., 206 a, b, Änm. 84, bei dem Hermes-
heiligtum die Hermen, dem Namen des Gottes entsprechend, wie die Fassade
von Dendera nur Sistrumsäulen hat, das Abbild des Attributs der weibl.
Gottheit. Borchardt, Pflanzensäum 55 ; s. auch Anm. 137. Der Gedanke,
Hermen zu verwenden, ist griechisch, bes. hellenistisch; s. Puchstein,
Pauly-W.. II, 2, 2107ff., wo weitere Beispiele aus dem hellenist.röm. Ägypten
zugefügt werden können, oben N. 38 (ähnl. Berlin. Äg. Mus. 8900, wie in
nubischer Freiarchitektur Leps., D. I, Bl. 127). Edgar, Greek SkuIM. 27 567.
Die ägyptisierenden Kolossalßguren aus der Adriana in der Croce greca des
Vatican. Aus phönik. Kulturkreis Gazette archeol., IX, 1884, pl. 7.
98) Cfr. Anm. 94. Das Gitterwerk N. 1 dient dem gleichen Zweek,
kommt allgemein vor N. 10, Datt. 3003, Taf. XXVII. Vgl. z. B. den Tempel
der Artemis Pergaia, Imhoof-Blumer, Kleinas. Münzen, II, 330, n. 22,
Taf. XI, 7 : „Gittenverk, über dem je eine dem Bild zugewandte Sphinx sitzt“.
99) Das scheint die wesentliche Gliederung ; 1 ist wohl nicht anders
gewesen, wahrscheinlich hat der Münzschneider die Profilierung nicht be-
achtet. — Diskus, einfach, geflügelt, mit Uräen, ganz nach Willkür in den
Beispielen. Danach ist die Ansicht v. Bissings zu modifizieren.
100) Wie unsere Beispiele zeigen, ist das Glied häufiger als v. Bissing
glauht. Grundlegend für N. 1 ist die Art von N. 2.
101) Auf den Zusammenhang mit dem Ganzen wird sofort eingegangen.
Die große Differenz zwischen 1 und allen übrigen kann ich nur so erklären,
daß man hier einen Korbbogen baute, oder daß die Darstellung nicht der
Wirldichkeit. enlspricht. Ersleres ist möglich, da die technische Erfahrung
vorhanden ist, es würde dies an der Äbleitung nichts ändern, letzteres
wahrscheinlicher durch N. 2, clie gewiß nach clem Vorbild cles großen Giebels
geschaffen sind, weil sie auch innerhalb des Bogengeison Zahnschnitt zeigen
wie die Münze (anders Dressel 641).
102) N. 6 ist seitl. allerdings geschlossen, nicht ganz N. 10 ; bestritten
bei N. 41.
103) Darum ist 1 ebenso zu erklären. Anm. 41, 93.
Sitzungsberichte der Heidelb. Äkademie, philosoph.-histor. Kl. 1910. 7. Abh. 3