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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0036
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36

Wilhelm Weber :

technik^ Gesamtkonstrnktion werden erst in der Entwicklung ver-
vollkommnet. Am Ende steht die Zeit, wo neue Herren mit
einem unbeugsamen Willen zur Macht eine neue Epoche herauf-
führen; zur augenfälligsten Wirkung den Reichtum in pnmk-
haften Denkmälern entfalten, der Baukunst neue Möglichkelten
bieten, alle Kräfte zu spannen und zu entladen. So haben wir
stark damit zu rechnen, daß aus dieser Tradition heraus der
Gewölbehau, bei Vereinfachung der Einzelglieder, große Auf-
gaben hatte und die Kühnheit griechischer lviinstler sie überwand.

Das Ganze. Auch für den ganzen Bau werden wir uns
zu bemühen haben, AMrbilder zu erkennen. Und da kommt eine
Reihe in Frage.

Einen Bogenabschluß zwischen zwei Pfeilern, den konzen-
trische Kreise gliedern, zeigen genug bekannte Darstellungen vom
Osirisgrab oder von Tabernakeln, in denen der Gott sitzt, ebenso
wie die Kapelle auf der Nilinsel, in der der Ivrokodilgott liegt 115):
Daher ist auch diese Fassade nicht allein auf Tabernakel be-
schränkt, sie muß in Freiarchitektur eine gewisse Rolle gespielt.
haben. Die äußeren Sargkasten ans FIolz 116) hatten aus kon-
struktiven Gründen vier starke Eckpfosten nötig. Aber daß
diese überragen, so daß die Stirnseiten die Fassade des Osiris-
grabes ergeben, scheint im Gedanken an Osiris mehr ais Zufall
zu sein, zuma.l unzweifelhaft die Neigung stark ausgeprägt ist,
Einzelglieder der Großarchitektur auf Gebilde niedrigerer Be-
stimmung zu übertragen. Die Beziehung wird gewisser, da diese
Särge, bei denen schon frühe der gewölbte Deckel vorkommt 117),

apprend qae .... l’ellipse etait connue et employee. 12. To'.enkapelle
der Ameniritis in Medinet Habon. Daressy (cfr. N. 10), S. 35f. ; cfr. Recueil
des trav. XXII, 4. Keilsteingewölbe. ,,Cette voüte en pierre, la plus an-
cienne connue, a ete construite vers 680 a. .T. Chr.“ (Mauerdicke l 1/^ m,
Br. d. Zimmers 2,16 m, L. 3,07 m). Daß die Häuser vielfach gewölbt waren,
zeigen die Worte des Hirtius, N. 54 und eine Beobachtung H. Schaefers
über die heutigen nubischen Häuser in seinen ,,Priestergräbern“, S. 6, auf die
er mich gütig hinweist. Über die Baldachine hat Müller, Leichenwagen,
S. 2—7, viel Mat. beigebracht.

115) V. Dyn. Ne-userre. Berl. Mus. E. Meyer, Ägypten z. Z. d. Pyra-
midenerbauer, Abb. 12 u. S. 31 f. Ich gestehe allerdings, daß ich dieses nicht
rekonstruieren könnte.

116) Berl. Ausf. Yerzeichn. 274, Abb. 55. Watzinger, Holzsarkophage,
Abb. 123. (Ich rechne dazu auch Stücke wie den Elfenbeinkasten 6. D., Phot.
Brit. Mus. Äg. Mon. II, 2, 260.

117) Auf einen Berl. Holzsarg A.R. mit flachgewölbtem Deckel und Hohl-
kehlenstirn, die von dem Schnilt der Sargenden nichls sicht.bar werden läßt,
machte mich Herr Dr. Ranke freundlich aufmerksam.
 
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